Am heutigen Freitag beginnen in Eugene die zehntägigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften (15. bis 24. Juli). Zum ersten Mal finden die Titelkämpfe in den USA statt. Hier lesen Sie in vier Teilen die Vorschauen auf die Lauf-Wettbewerbe, von den 800 Metern bis zum Marathon.
Marathon
Finale: 17. Juli, 15.15 Uhr MESZ
Obwohl Superstar Eliud Kipchoge (Kenia) sowie eine Reihe von weiteren Top-Marathonläufern um das WM-Rennen einen Bogen machen und lieber bei einem hochkarätigen, lukrativen Herbst-Lauf an den Start gehen, ist der Marathon in Eugene in der Breite der Spitze sehr gut besetzt. 13 Läufer stehen auf der Startliste, die Bestzeiten von unter 2:05 Stunden aufweisen. Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Unter insgesamt 70 gemeldeten Läufern ist auch ein deutscher Athlet: Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) hatte sich langfristig für einen Start bei der WM entschieden. Er läuft damit erstmals bei einer interkontinentalen Meisterschaft über die 42,195 km.
Die Äthiopier schicken neben dem Titelverteidiger Lelisa Desisa, der vor drei Jahren in der extremen Hitze von Doha die WM-Goldmedaille gewann, auch den schnellsten Läufer auf der Startliste ins Rennen: Mosinet Geremew hat eine persönliche Bestzeit von 2:02:55 Stunden. Desisa kam nach seinem WM-Triumph nicht mehr an seine besten Zeiten heran, so dass er nicht unbedingt zu den Favoriten in Eugene zählt. Beim Olympia-Marathon 2021 in Sapporo gab er auf. Geremew – der 30-jährige Marathon-WM-Zweite von 2019 – wurde vor kurzem auch als Starter des London-Marathons bekannt gegeben. Das Rennen findet nur zweieinhalb Monate nach dem WM-Lauf statt. Insofern bleibt abzuwarten, welchem Wettkampf Geremew Priorität einräumt.
Mit Abdi Nageeye (Niederlande/Bestzeit: 2:04:56) und dem Europarekordler Bashir Abdi (Belgien/2:10:00) sind jene beiden Läufer bei der WM am Start, die bei Olympia vor einem Jahr spektakulär Silber und Bronze gewonnen hatten. Der Belgier will aber ebenso wie Mosinet Geremew am 2. Oktober auch in London laufen.
Zum kenianischen Marathon-Team in Eugene gehören der frühere New York-Marathon-Sieger und ehemalige Halbmarathon-Weltrekordler Geoffrey Kamworor (Bestzeit: 2:05:23) sowie der Olympia-Vierte Lawrence Cherono, der einen persönlichen Rekord von 2:03:04 aufweist. Eine Rolle spielen könnten in Eugene zudem der Äthiopier Tamirat Tola (2:03:39), der auch in London auf der Startliste steht, der japanische Rekordhalter Kengo Suzuki (2:04:56) und der Brasilianer Daniel do Nascimento (2:04:51). Für die USA startet unter anderen der Marathon-Olympia-Dritte von 2016, Galen Rupp (2:06:07).
Von den 70 Athleten auf der Startliste sind nur 25 noch nicht unter 2:10 Stunden gelaufen. Und lediglich 15 weisen eine schwächere persönliche Bestzeit auf als Tom Gröschel. Der 30-jährige Rostocker erreichte bisher 2:11:06. Ausgehend von den individuellen Bestzeiten aller Läufer darf man von Tom Gröschel bei der WM nicht zu viel erwarten. Andererseits hat er bei Meisterschaftsrennen bereits mehrfach überzeugt. 2018 und 2019 wurde Tom Gröschel Deutscher Meister, dazwischen war er bei der EM in Berlin 2018 als Elfter der beste deutsche Läufer. Dabei überzeugte er auch bei sehr hohen Temperaturen. Auf den WM-Marathon hat sich Tom Gröschel sehr langfristig vorbereitet. Zuletzt trainierte er vier Wochen lang in der Höhe von St. Moritz.
„In St. Moritz hätte es besser nicht laufen können. Da habe ich super mit den anderen deutschen Marathonläufern trainieren können. Ich fühle mich gut. Zwar hatte ich auch mal schwere Beine in den letzten Tagen, aber es wird Stück für Stück besser“, sagt Tom Gröschel und erklärt bezüglich seiner Ziele in Eugene: „Ich möchte wie in Berlin bei der EM ein cleveres Rennen abliefern. Ich muss mich auf mich selbst konzentrieren und dann schauen, wohin die Reise geht. Bestenfalls kann ich am Ende ein paar Konkurrenten einsammeln. Es ist aber auch meine erste WM – und ich möchte sie ein Stück weit genießen!“
Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net