Sabastian Sawe und Tigst Assefa haben den London-Marathon mit absoluten Weltklassezeiten gewonnen und dabei jeweils die zehntschnellste je gelaufene Zeit über die 42,195 km erzielt. Die Äthiopierin stellte mit 2:15:50 Stunden sogar einen Weltrekord für reine Frauen-Rennen auf (ohne männliche Tempomacher) auf und erreichte ebenso wie der Kenianer eine Jahresweltbestzeit. Die äthiopische Olympia-Zweite Assefa distanzierte Joyciline Jepkosgei (Kenia/2:18:44) und die Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande/2:19:00) deutlich. In seinem zweiten Rennen über die 42,195 km lief Sabastian Sawe zum zweiten großen Sieg. Mit 2:02:47 Stunden siegte er überlegen vor dem Halbmarathon-Weltrekordler Jacob Kiplimo (Uganda), der bei seinem Debüt Zweiter wurde in hervorragenden 2:03:37. Als Dritter lief der Titelverteidiger Alexander Munyao (Kenia) 2:04:20. Amanal Petros (Hannover 96) erreichte in dem extrem starken Feld einen sehr guten achten Platz mit 2:06:30. Bei am Ende sehr warmem Wetter mit Temperaturen von deutlich über 20 Grad Celsius verfehlte er aber den avisierten deutschen Rekord von 2:04:56 deutlich.
Amanal Petros, der seinen in Berlin 2023 aufstellten deutschen Rekord von 2:04:58 Stunden an Samuel Fitwi (2:04:56) verlor, hatte im Vorfeld des Rennens überlegt ob er sich besser der ersten oder zweiten Gruppe anschließen sollte. Doch die ihm vom Veranstalter in Aussicht gestellte zweite Gruppe, die den Halbmarathon eine Minute hinter der Spitze passieren sollte, existierte nicht. Die Verfolgergruppe lief statt dessen ein 2:06:00-Tempo.
Insofern blieb Amanal Petros bei der Jagd nach einer Bestzeit gar keine Wahl: Er musste mit der Führungsgruppe mitlaufen. Diese mit absoluten Weltklasseläufern gespickte Gruppe schlug ein enormes Tempo ein, das für Amanal Petros sicher noch etwas zu schnell war. Nach 28:57 Minuten waren die ersten 10 km gelaufen – die Zeit deutete auf eine Zielzeit von 2:02:10 Stunden hin. Zehn Läufer erreichten dann die Halbmarathonmarke nach 61:30. Zu diesem Zeitpunkt lief Amanal Petros zusammen mit Sabastian Sawe sogar an der Spitze. Auch bei Kilometer 30 (1:27:47) war er noch vorne dabei. Doch danach drückte Sawe, der sein Debüt in Valencia im vergangenen Dezember in 2:02:05 gewonnen hatte, auf das Tempo und die Gruppe fiel auseinander. Während Sawe beschleunigen konnte, hielt nur noch Jacob Kiplimo den Abstand halbwegs in Grenzen. Alle anderen fielen deutlich zurück – darunter auch der Olympiasieger Tamirat Tola (Äthiopien), der am Ende Fünfter wurde in 2:04:42. Bester Europäer war Abdi Nageeye (Niederlande) als Vierter. Er zeigte mit 2:04:20 einmal mehr eine sehr starke Leistung.
Im Rennen der Frauen fiel überraschend die Olympiasiegerin und Europarekordlerin Sifan Hassan (Niederlande) schon vor der 20-km-Marke zurück. Beim Halbmarathon-Punkt hatten Tigst Assefa und Joyciline Jepkosgei mit 66:40 Minuten einen Vorsprung von zehn Sekunden auf die Olympiasiegerin, der sich in der Folge ständig weiter vergrößerte. Dieses Mal fand Sifan Hassan keinen Weg zurück an die Spitze. Die Entscheidung fiel dann bald nach Kilometer 35: Tigst Assefa setzte sich von Joyciline Jepkosgei ab und gewann zum ersten Mal den London-Marathon. „Ich habe hart dafür gearbeitet“, sagte Tigst Assefa. „Es bedeutet mir viel, den Weltrekord für reine Frauen-Rennen gebrochen zu haben“, sagte die Äthiopierin, die die Bestzeit der Kenianerin Peres Jepchirchir um 26 Sekunden unterbot. Jepchirchir hatte in London vor einem Jahr in 2:16:16 gewonnen. In ihrem Marathon-Debüt lief Eilish McColgan (Großbritannien) als Achte 2:24:25.
Ergebnisse, Männer:
- Sabastian Sawe KEN 2:02:27
- Jacob Kiplimo UGA 2:03:37
- Alexander Munyao KEN 2:04:20
- Abdi Nageeye NED 2:04:20
- Tamirat Tola ETH 2:04:42
- Eliud Kipchoge KEN 2:05:25
- Amanal Petros GER 2:06:30
- Mahamed Mahamed GBR 2:08:52
Frauen:
- Tigst Assefa ETH 2:15:50
- Joyciline Jepkosgei KEN 2:18:44
- Sifan Hassan NED 2:19:00
- Haven Hailu Desse ETH 2:19:17
- Vivian Cheruiyot KEN 2:22:32
- Stella Chesang UGA 2:22:42
- Sofia Yaremchuk ITA 2:23:14
- Eilish McColgan GBR 2:24:25
Text: Jörg Wenig
Foto: TCS London Marathon (Martin / Walton)