Im Spitzenfeld des Mainova Frankfurt Marathon ist Thea Heim eine Ausnahmeerscheinung. Bei ihr spielt der Leistungssport nicht die Hauptrolle. Die 30-jährige Münchnerin arbeitet Vollzeit als IT-Spezialistin bei der Allianz-Versicherung. Dennoch hofft sie am Sonntag auf eine Zeit in Richtung 2:33 Stunden. „Ich konnte mir nie vorstellen, dass mein Leben nur aus ‚Laufen – Essen -Schlafen – Laufen‘ besteht. Das ist nicht mein Ding“, sagt sie. „Ich habe das bewusst so entschieden. Die Kombination Beruf und Laufen ist gut für mich. Der Kopf ist 8-10 Stunden am Tag komplett woanders. Das bringt auch ein Stück Freiheit, wenn sich nicht alles ums Laufen dreht.“
Ihr Training absolviert sie abends und manchmal auch in der Früh – genauso wie viele Tausende Hobbyläuferinnen und -läufer im ganzen Land: „Die Tage sind manchmal sehr vollgepackt in einer Marathonvorbereitung, aber für drei Monate ist das möglich.“
Die vergangenen zwölf Wochen waren dementsprechend gut gefüllt für Thea Heim, die für den Verein LG Telis Finanz Regensburg startet. 38 Stunden pro Woche – „manchmal auch deutlich mehr“ – entwickelt sie Web-Applikationen für Schadensfälle in der Versicherung. Dazu machte sie 10-11 Trainingseinheiten pro Woche, um für den Mainova Frankfurt Marathon in Form zu kommen. Das ergab Umfänge von 150 bis 180 Kilometern wöchentlich. „Das Training war sehr zufriedenstellend. Ich konnte erstmals eine richtige Marathonvorbereitung machen“, blickt sie zuversichtlich auf das bevorstehende Rennen. Die erste Hälfte will sie begleitet von Pacemaker Frank Schauer im Bereich von 77 Minuten laufen und danach, wenn möglich, „noch einen Tick schneller werden“. Damit könnte am Ende eine Zeit von 2:33 Stunden stehen. Ihre Bestzeit steht seit dem Marathondebüt in Hamburg 2019 bei 2:36:10.
Gute Form hat sie zuletzt am 16. Oktober in Berlin bewiesen, wo sie einen 10 Kilometer Straßenlauf in persönlicher Bestzeit von 33:40 Minuten lief. Auch ein Halbmarathon in 1:13:58 Stunden am 25. September in Ulm war ein ermutigendes Zeichen auf dem Weg zum Marathon.
Sport war von klein auf wichtig für Thea Heim. Ihr Vater war selbst ein ambitionierter Marathonläufer mit Bestzeit 2:18 Stunden. So kamen sie und ihre Geschwister, die im kleinen Ort Sachsenkam in der Nähe von Bad Tölz aufwuchsen, früh mit Laufbewerben in Kontakt. „Bei Kinderläufen haben wir sehr oft gewonnen“, erinnert sie sich. Auch Fußball, Judo und Skilanglauf hat sie gern und mit Wettkampfteilnahmen betrieben. Erst während des Studiums der Wirtschaftsinformatik an der TU München begann sie, das Laufen mit stärkerer Leistungsorientierung zu betreiben. Aber niemals war der Sport ihr Hauptfokus.
Seit drei Jahren läuft Thea Heim mit dem Equipment von Hoka. Durch diese Kooperation konnte in jüngerer Zeit eine Gruppe von 35 Leichtathleten aus der Ukraine unterstützt werden, die nach Bayern gekommen ist. „Hoka hat mit Ausrüstung geholfen, die haben das dringend gebraucht“, erklärt Heim.
Den Mainova Frankfurt Marathon kennt sie aus zahlreichen Starts bestens. 2019 ist sie hier in 2:41:14 Stunden den Marathon gelaufen. „Ich hatte in der Woche davor einen Infekt. Das war eine richtig schwere zweite Hälfte“, denkt sie zurück. Mehr Spaß machten ihr die neun Teilnahmen am Staffelmarathon. „Ich bin schon alle Abschnitte gelaufen. Bei der Staffel geht es um die Gaudi und den Teamgeist.“ Am Sonntag soll ihr auch die volle Distanz Freude bereiten. Die sportlichen Vorbereitungen dafür hat sie mit vielen Lauftrainings an Feierabenden getroffen.