27. Oktober 2023 | Marathon-News

Talente-Scout & Lauf-Mama

Samwel Mailu und Magdalyne Masai zählen zu den Favoriten beim 40. Mainova Frankfurt Marathon.

 

Zwei spannende Persönlichkeiten, zwei Geschichten, zwei Kenia-Stars, die am Sonntag vor allem eines wollen: als Sieger und Siegerin in der Frankfurter Festhalle einlaufen. Samwel Mailu und Magdalyne Masai haben unterschiedliche Wege in die Weltklasse genommen.

 

Local Hero mit kurzem Schulweg

 

Samwel Mailu ist ein rundum untypischer kenianischer Laufstar. Kein langer Schulweg zu Fuß, kein Leben in der Höhenlage. Diese geradezu klischeehaften Grundelemente des Erfolges vieler ostafrikanischer Athleten treffen auf ihn nicht zu. Der Weg zur Schule war für ihn nur einen Kilometer lang. Die dünne Luft von Laufzentren wie Iten oder Eldoret kennt er erst seit einigen Jahren. Denn aufgewachsen ist der 30-Jährige im Dorf Ulawani unweit des Kilimanjaro, aber nicht in der leistungsfördernden Höhenlage.

 

In seiner Heimat ist Samwel ein Hero. Die Heimkehr nach Erfolgen gestaltet sich stets zu großen Feierlichkeiten. Um dieses Momentum zu nutzen, hat er im Mai einen kleinen Lauf in seinem Dorf organisiert. 10 km für ältere Jugendliche und Erwachsene, 2 km für Kinder. „Wir haben großartige Talente, aber sie haben es schwer. Sie laufen barfuß, es gibt hier nicht das Umfeld für sie. Ich habe mit der County-Regierung gesprochen, um das Laufen hier zu fördern. Ich glaube, sie haben es verstanden. Nächstes Jahr will ich diesen Lauf wieder durchführen“, erzählt er.

 

Er selbst hat erst 2019, mit 26 Jahren, nach längerer Sportpause, ernsthaft mit dem Lauftraining begonnen. Seine Erfolgskurve ist extrasteil. Im Vorjahr war er Zweiter in Frankfurt. Beim Wien Marathon siegte er heuer in Streckenrekordzeit von 2:05:08. Kürzlich gewann er die Bronzemedaille bei der Halbmarathon-WM in Riga.

 

Tempo, Tempo

 

Ein Faktor dafür ist die Arbeit an der Schnelligkeit. „Im Training laufe ich 800 Meter in 2:06-2:10 Minuten. 1000 Meter in 2:35 Minuten. Für den Marathon bin ich darauf vorbereitet, zwischendurch zu beschleunigen und 1-2 schnelle Kilometer in 2:45 bis 2:40 Minuten zu absolvieren. Wenn es eine Gruppe gibt, wird sie dadurch auseinanderbrechen. Dann kehre ich zurück zum normalen Marathontempo.“

 

Magz mags schnell

 

Geschwindigkeit ist auch für Magdalyne Masai, kurz „Magz“ genannt, entscheidend. „Das habe ich von meinem Mann gelernt“, sagt die 29-Jährige. Sie ist mit dem neuseeländischen Marathonläufer Jake Robertson verheiratet. „Er sagte mir: Wenn du erst einmal schnell bist, ist es einfach, ins Marathontraining zu finden.“ Damit kam sie gut zurecht.

 

So läuft vsie beispielsweise Serien von 400 m Intervallen in jeweils 68 bis 64 Sekunden. „Ich versuche, innerhalb des Trainings am Ende immer schneller zu werden und die 64 Sekunden am Schluss zu schaffen.“ Was umgekehrt sie ihrem Ehemann beigebracht hat? „Nimm es nicht so tragisch, wenn du einmal einen schweren Tag hast. Denk an die nächste Aufgabe und denk an die Zukunft.“ Die beiden leben in Iten. Ihr gemeinsamer Sohn Jake Jr. ist im Juli 2021 zur Welt gekommen. Nur etwas mehr als ein Jahr danach ist sie als junge Mama beim Toronto Marathon 2:25:39 gelaufen. Heuer siegte sie beim Wien Marathon in 2:24:12.

 

Magdalyne Masai hat eine Struktur im Training, aber keinen fixen Wochenplan. „Nur zwei Sessions pro Woche sind fix vorgegeben. Meist am Dienstag ein Bahntraining und am Freitag einen längeren Lauf im Marathontempo.“ Auf die Uhr blickt sie dabei sehr selten. Die Kilometerleistung pro Woche ergibt sich, ohne dass sie vorab feststeht.

 

Running in the family

 

Anders als Samwel Mailu kommt sie aus einer Umgebung, in der das Laufen immer eine große Rolle spieltet. Ihre Schwester Linet Masai war Weltmeisterin in Berlin 2009 über 10.000 Meter. Ihr Bruder Moses Masai wurde beim selben Großereignis Dritter über diese Distanz. Ein jüngerer Bruder Alex Masai ist in den USA als Bahnläufer aktiv. „Ich hatte Vorbilder in der Familie, das gab mir Zuversicht. Vor allem die Leistungen meiner Schwester, weil es für eine Frau nicht immer leicht ist im Spitzensport. Ich habe mir gesagt, wenn sie das kann, dann kann ich das auch.“

 

Dazu kommt die Unterstützung in ihrer rund 10-köpfigen Trainingsgruppe, darunter Rosemary Wanjiru, die heuer den Tokio Marathon in herausragenden 2:16:28 gewonnen hat. Für den Start in Frankfurt ist sie zuversichtlich: „Ich habe den besten Marathon-Aufbau meiner bisherigen Laufbahn gemacht.“

Talente-Scout & Lauf-Mama | Bild: www.photorun.net