14. April 2025 | Running-News

Straßenlauf-EM: Eva Dieterich gewinnt 10-km-Silber, Jimmy Gressier sorgt für Highlight

Eva Dieterich hat mit einer überraschenden Silbermedaille im 10-km-Rennen für die mit Abstand beste Leistung der deutschen Athleten bei der Premiere der Straßenlauf-Europameisterschaften gesorgt, die der europäische Leichtathletik-Verband European Athletics am Wochenende in Leuven und Brüssel veranstaltete. Im Halbmarathon produzierte tags zuvor am Sonnabend Jimmy Gressier die hochklassigste Leistung der Titelkämpfe: Der Franzose gewann mit starken 59:45 Minuten während bei den Frauen die Belgierin Chloé Herbiet unerwartet vor heimischem Publikum siegte. Das Gros der europäischen Topläufer fehlte allerdings bei dieser neuen Straßenlauf-EM, die mitten in der Marathon-Hochsaison stattfand.

 

10 km: Nur Nadia Battocletti schneller als Eva Dieterich

 

Nur Europas neuer Laufsport-Star Nadia Battocletti war bei dem Rennen, das auf einem Rundkurs in Leuven stattfand, noch schneller als Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen). Während die Italienerin die Spitzengruppe zunächst nach 15:32 Minuten durch die 5-km-Marke führte, setzte sie sich im zweiten Teil deutlich ab und gewann am Ende souverän in 31:10 Minuten. Damit hat Nadia Battocletti nun binnen eines Jahres gleich vier Europameisterschafts-Titel gewonnen: In Rom bei der EM im vergangenen Sommer über 5.000 und 10.000 m, bei der Cross-EM im Dezember und nun auf der Straße. Zudem war sie die Olympia-Zweite über 10.000 m in Paris.

 

Die 26-jährige Eva Dieterich hatte zunächst ein verhalteneres Tempo eingeschlagen und lief den ersten Teil zusammen mit Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald). In der zweiten Hälfte holte sie dann mehrere Läuferinnen ein und wurde am Ende mit 31:25 sogar noch Zweite. Damit verbesserte sie ihre Bestzeit aus dem vergangenen Jahr um 23 Sekunden und wurde zur viertschnellsten deutschen Läuferin aller Zeiten. Eva Dieterich, die in Leuven den bisher größten Erfolg ihrer Karriere feierte, war eine Sekunde vor der drittplatzierten Klara Lukan (Slowenien) im Ziel. Elena Burkard belegte mit einer deutlichen persönlichen Bestzeit Rang zehn in 31:52 und Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) lief auf Rang 17 mit 32:21, was ebenfalls ein persönliche Rekord ist. „Das bedeutet mir sehr viel, denn damit hätte ich nie gerechnet. Ich hatte gehofft, unter die Top Ten zu kommen“, sagte Eva Dieterich.

 

Das Rennen der Männer gewann Yann Schrub (Frankreich) in 27:37 Minuten vor seinem Landsmann Etienne Daguinos, der nach 27:46 im Ziel war. Die Bronzemedaille sicherte sich Isaac Kimeli (Belgien) mit 27:58. Während der als Favorit gehandelte Dominic Lobalu (Schweiz) nicht antrat, belegte Nils Voigt (TV Wattenscheid) Rang sechs in 28:08. Davor Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Athletics) lief auf Rang 15 mit 28:34, Johannes Motschmann (Marathon Team / SCC Berlin), der noch vor sechs Tagen den Berliner Halbmarathon gelaufen war, rannte auf Platz 34 (29:11).

 

Halbmarathon: Esther Pfeiffer gibt bei belgischem Triumph auf

 

Jimmy Gressier lief auf der Rundstrecke in Leuven fast im Alleingang zu seinem ersten großen Titel. Der Franzose, der vor einem Monat in Lille den 5-km-Europarekord auf 12:57 Minuten verbessert hatte, übernahm kurz nach dem Start die Initiative und ließ bereits nach sechs Kilometern auch seinen letzten mit ihm an der Spitze verbliebenen Konkurrenten, den Norweger Awet Kibrab, hinter sich. Bei Kilometer 10 hatte Gressier einen Vorsprung von 15 Sekunden auf Kibrab. Zwar konnte Gressier dieses sensationelle Tempo, das auf eine Europarekordzeit von unter 59:00 Minuten hinauslief, nicht halten, doch sein Sieg war nie in Gefahr. Mit einer persönlichen Bestzeit von 59:45 Minuten gewann der Franzose sehr deutlich vor Kibrab, der nach 61:08 im Ziel war. Im Kampf um Platz drei setzte sich der Franzose Valentin Gondouin in 61:54 mit einer Sekunde Vorsprung vor Efrem Gidey (Irland) durch. Fünfter wurde der Italiener Yohanes Chiappinelli mit 62:11. „Ich freue mich sehr über diesen Titel. Ich mag den Halbmarathon, obwohl dies erst mein drittes Rennen über diese Distanz war“, sagte Jimmy Gressier.

 

Während bei den Männern keine deutschen Läufer am Start waren, lief bei den Frauen Esther Pfeiffer (Düsseldorf Athletics). Doch nur sechs Tage nach ihrem starken Rennen beim Berliner Halbmarathon, wo sie sich als beste deutsche Läuferin auf 69:15 verbessert hatte, kam dieser EM-Lauf wohl etwas zu früh. Gemeinsam mit den Belgierinnen Chloé Herbiet und Juliette Thomas sowie der Holländerin Diane van Es bildete Esther Pfeiffer die Führungsgruppe im ersten Teil des Rennens. Doch schon bald nach der 5-km-Marke fiel die deutsche Läuferin zurück und nach einer 10-km-Zwischenzeit von 33:35, mit der sie 19 Sekunden Rückstand zur Spitze hatte, beendete Esther Pfeiffer das Rennen vorzeitig.

 

Bei Kilometer 18 war es an der Spitze Chloé Herbiet, die sich absetzen konnte und zu einem Überraschungs-Sieg in 70:43 lief. Während sich ihre Landsfrau Juliette Thomas nicht minder überraschend die Silbermedaille sicherte (70:57), war Diane van Es, die mit 68:03 die mit Abstand schnellste Läuferin im Feld war, auf dem letzten Kilometer noch ausgestiegen. So wurde die Italienerin Sara Nestola in 71:26 Dritte vor Meritxell Soler (Spanien/71:39). „Ich kann es nicht glauben. Deswegen habe ich mich auf der Zielgerade auch immer wieder umgeschaut. Ich bin sehr stolz“, sagte Chloé Herbiet, die eine Bestzeit von 70:04 aufweist.

 

Marathon: Siege für Iliass Aouani und Fatima Ouhaddou Nafie

 

Iliass Aouani ist der neue Marathon-Europameister und damit der Nachfolger von Richard Ringer, der auf diese Titelkämpfe verzichtete und dafür den Hamburg-Marathon laufen wird. Noch bei Kilometer 40 hatte der Italiener, der eine Marathon-Bestzeit von 2:06:06 Stunden aufweist, zusammen mit drei Läufern aus Israel an der Spitze gelegen: Gashau Ayala, Maru Teferi und Haimro Alame. Am Ende hatte Iliass Aouani die besseren Reserven und gewann in 2:09:05 vor Ayale (2:09:08) und Teferi (2:09:17). Alame folgte als Vierter nach 2:09:27 vor dem Briten George James (2:10:10).

Eine Überraschung gab es auch bei den Frauen: Fatima Ouhaddou Nafie gewann die Goldmedaille. Die Spanierin setzte sich rund fünf Kilometer vor dem Ziel ab und lief nach 2:27:14 ins Ziel. Ihre Landsfrau Majida Maayouf folgte als Zweite in 2:27:41. Die favorisierte Lonah Salpeter (Israel) gewann mit 2:28:01 noch ganz knapp die Bronzemedaille vor ihrer zeitgleichen Landsfrau Maor Tiyouri.

Bei den Frauen gingen in Brüssel lediglich 25 Eliteläuferinnen an den Start. Bei den Männern waren es 42 Athleten. Deutsche Topläufer waren in den Marathonrennen in Belgien nicht am Start. Das Ziel des Marathons befand sich in Leuven.

 

Text: Jörg Wenig

Fotos: European Athletics

Der Italiener Iliass Aouani gewinnt den EM-Marathon. Foto: European Athletics