8. Dezember 2017 | Marathon-News

#marathongirl Steffi Baier (Zielzeit: 4:20:39)

Steffi Baier: Die es endlich wissen wollte

Jedes Mal, wenn sie an den 29. Oktober auf Frankfurts Straßen zurückdenkt, muss sie „breit grinsen“. Bei Steffi Baier stimmten Ergebnis und Erlebnis, sie legte ein Marathondebüt wie aus dem Bilderbuch hin.

„Es war einfach nur genial. Von Anfang bis Ende“, erzählt die 33-Jährige. „In Emotionen dargestellt: Vorfreude und Aufregung, dann Euphorie und Faszination gefolgt von  Schmerz und dann wieder Euphorie und unglaubliche Freude.“ Nur gut, dass sich Steffi endlich auf die Marathonstrecke getraut hat. Der Weg war recht weit: Wenn die Alten von früher erzählen, kommen die Jungen auf die besten Ideen. So war es jedenfalls bei Steffi. Im vergangenen Winter sprach sie mit einem 76 Jahre alten Bekannten und erfuhr, dass dieser noch über 50-jährig den New York Marathon in unter drei Stunden bewältigt hat. „Bis dato wusste ich gar nicht, dass er überhaupt jemals gelaufen ist. Mit leuchtenden Augen berichtete er mir von den Emotionen, seinen Erlebnissen und natürlich den Strapazen“, erzählt Steffi über die Begegnung, die sie selbst zur angehenden Marathonläuferin in Frankfurt werden ließ. Schon seit zwei Jahren trug sich die in Staufenberg bei Gießen wohnende Hessin mit dem Gedanken. Doch Bedenken wie „Schaff ich das? Kann ich das? Bin ich fit genug?“ ließen sie, obwohl sehr trainingsfleißig, immer wieder zögern. „Irgendwie habe ich mich nie getraut“, sagt Steffi. Doch die einschneidende Begegnung hat ihr die Augen geöffnet und Mut gemacht. „Ich bin 33 Jahre alt, gesund und fit. Vier bis sechs Mal je Woche gehe ich laufen. Also was genau hält mich davon ab?“, fragte sie sich. „Weil ich ein Mädchen bin? So ein Quatsch, wir Frauen haben doch nun in fast allen Bereichen den Männern gezeigt, dass wir es auch können. Frauen sollten mindestens einmal im Leben die Marathonziellinie überqueren um im Rausch der Emotionen respektvolle Blicke der Männer zu ernten.“ In der Männerwelt hat sie sich anderweitig schon längst Respekt erarbeitet. Steffi ist Ärztin in Diensten der Bundeswehr. Dort ist sie in den vergangenen Monaten auf eine ernste Auslandsmission vorbereitet worden. Nur wenige Wochen nach dem Finish in der Festhalle geht es für sie nach Mali. Doch das war auf Frankfurts Straßen noch weit weg. „Ich war wahnsinnig aufgeregt und hatte Angst, viel zu schnell los zu laufen. Also hab ich mich auf meinen Puls konzentriert und bin, getragen von dem unglaublichen Publikum, über 30 Kilometer problemlos, ja schon euphorisch gelaufen. Ab Kilometer 37 hat es dann wehgetan. Und ja, beim Einlaufen in die Festhalle hatte ich Tränen in den Augen.“ Bei guten 4:20:39 blieb die Uhr für Steffi stehen. „Es war“, sagt sie, „ein gigantisches Erlebnis, das süchtig macht.“

Steffi Baier: Die es endlich wissen wollte