Sie hadert zwar mit ihrem Tempo, ein Marathon ist für unsere Rekordstarterin Ruth Jäger aber bis heute ein Klacks. Mit 72 Jahren.
Ihre Frankfurter Premiere lief sie heimlich. Ruth Jäger wollte auf keinen Fall als Mensch mit Hang zu großspurigen Ankündigungen gelten, als sie sich 1990 zum ersten Mal für den Mainova Frankfurt Marathon anmeldete. „Einmal im Leben Marathon laufen“, dachte sie sich damals, und weil sie sich dabei noch unsicher war, ob sie es überhaupt ins Ziel schaffe, habe sie es einfach niemandem erzählt. Freunden nicht, Verwandten nicht. Aber dann hat sie es nicht nur geschafft, sondern kurzerhand beschlossen, es nicht bei einem einmaligen Erlebnis zu belassen. „Eine Woche später war dann der New York Marathon“, erzählt Ruth. Und so nahm buchstäblich alles seinen Lauf. Ultraläufe vom einen ans andere Ende Frankreichs waren dabei. Benefizläufe. Andere Marathons. Bis heute, 34 Jahre später, spielt sich
Ruth Jägers sportliches Leben im Langstreckenlauf ab. „Es ist ja auch ein bisschen wie eine Sucht“, gesteht die Rodgauerin schmunzelnd. Eine Sucht, die sie zur Rekord-Finisherin des Laufklassikers am Main gemacht hat. Und zu einem langjährigen Mitglied im Marathonclub, in den aufgenommen wird, wer zum zehnten Mal in Frankfurt finisht. Zum 29. Mal lief Ruth in diesem Jahr ins Ziel. Schmerzen spüre sie keine auf den 42,195 Kilometern, aber im Alter von 72 Jahren sei das so eine Sache mit dem Tempo. „Die Strecke ist nicht das Problem, ich laufe ja noch viel weiter, aber die Schnelligkeit lässt nach. Dabei waren die Bedingungen optimal, viel besser als im letzten Jahr“, erzählt Ruth, die in 6:04:04 Stunden die Festhalle erreichte. Ebenfalls seine famose Serie fortgesetzt hat Peter Schmit, unser männlicher Dauerstarter mit den meisten Zielankünften. Der Rüsselsheimer finishte in 5:47:14 Stunden und hat somit schier unglaubliche 40 von 41 Ausgaben des Mainova Frankfurt Marathon bewältigt. Ruth erinnert sich noch an all ihre Läufe, als ob sie alle in nur
einem einzigen Jahr stattgefunden hätten. Eine verlässliche Konstante an ihrer Seite und bei jedem ihrer Wettkämpfe am Streckenrand ist ihr Mann Adam. Dieses Jahr hat er an erstaunlichen zehn verschiedenen Stellen entlang der Strecke sie erwartet und angefeuert – eine organisatorische und auch sportliche Glanzleistung. „Vor 30 Jahren bin ich noch zwei Stunden schneller gelaufen. Da hatte er nicht so viel Zeit“, scherzt sie nach dem Rennen. Wie oft erlebt sie noch den Zieleinlauf in die Festhalle? Den 30. Marathon in Frankfurt, sagt sie, würde sie gerne noch in Angriff nehmen. Was danach kommt, müsse sie mal schauen.