30. Juli 2019 | Marathon-News

#Marathongirl Ute Ziegler: Die Spätstarterin

Es ist nie zu spät. Das klingt abgegriffen, aber es stimmt. Ute Ziegler ist der beste Beweis dafür. Mit 65 Jahren lief sie in Frankfurt ihren ersten Marathon. Zwar sind Rentnerinnen und Rentner in der Laufgemeinde nichts Ungewöhnliches. Aber Ute zählte sich noch wenige Monate zuvor gar nicht dazu – anders als die meisten ihrer Altersgenossen auf der Strecke hat sie keineswegs ihr halbes Leben als Läuferin verbracht.

 

Es war eher die Langeweile, die sie eines Tages aus ihrem Fitness-Studio hinaus und auf eine Laufrunde am Main trieb. „Das hat mir gleich so gut gefallen, dass ich dabei geblieben bin!“ Einen geheimen Traum gab es allerdings schon länger: „Einmal in der Festhalle über den roten Teppich laufen – das hab ich mir wahnsinnig toll vorgestellt.“ Als Läuferin schien sie diesem Traum endlich näher zu kommen. Also machte die Frankfurterin Nägel mit Köpfen: Sie ließ sich in einer Sportklinik durchchecken und als der Arzt grünes Licht für das Marathontraining gab, kaufte sie sich ein Laufbuch mit Trainingsplan und startete durch. Ein Lauftreff kam für sie nicht in Frage: „Die laufen immer abends, das ist nichts für mich.“ So brach sie eben morgen für morgen allein auf: „Zwei Tassen Kaffee und los geht’s!“ Auf langen Läufen ließ sie sich begleiten – Justin Timberlake, Freddie Mercury oder Robbie Williams sind bis heute auf ihrem Smartphone mit dabei. Wirklich einsam fühlt sich Ute auf der Strecke ohnehin nie, dafür bewegt sie sich zu gern an der frischen Luft und genießt das „Leute gucken“.

 

Der große Tag geriet dann tatsächlich genauso wunderbar wie gedacht. Sonnenschein, 8 Grad, perfekte Laufbedingungen. „Das Publikum in Frankfurt ist toll!“, sagt Ute, auch wenn sie die angebotenen Mettbrötchen und den Kuchen in Griesheim dann lieber doch nicht annahm. Und auf dem Rückweg in die Innenstadt taten die Oberschenkel zugegebenermaßen durchaus etwas weh. „Dann hab ich aber auf die Uhr geguckt und mir gesagt: Mädsche, mach hin, du hast net ewig Zeit!“ Und so traf sie rechtzeitig in der Festhalle ein, namentlich begrüßt von hr-Moderator Kai Völker. Und der Traum vom roten Teppich wurde Wirklichkeit.

 

Seither ist Ute noch zwei weitere Male in Frankfurts „Gudd Stubb“ eingetroffen, immer bester Laune und rechtzeitig vor dem Besenwagen. Nur darauf kommt es ihr an. „Ich muss mir nichts mehr beweisen.“ Auf den Zieleinlauf 2019 freut sie sich schon jetzt: „Wer das noch nie gemacht hat“, sagt Ute voller Überzeugung „der lässt sich ganz schön was entgehen!“

Mit 65 Jahren lief Ute Ziegler in Frankfurt ihren ersten Marathon. Zwar sind Rentnerinnen und Rentner in der Laufgemeinde nichts Ungewöhnliches. Aber Ute zählte sich noch wenige Monate zuvor gar nicht dazu – anders als die meisten ihrer Altersgenossen auf der Strecke hat sie keineswegs ihr halbes Leben als Läuferin verbracht.