7. August 2017 | Marathon-News

#marathongirl Saskia Rutz: Aus Liebe zum Laufen

Eigentlich sollte es ja so ein klassisches Einmal-im-Leben-Ereignis für sie sein: Marathon laufen. Nach einer schweren, beim Volleyball erlittenen Knieverletzung hatte Saskia Rutz sich zum Ziel gesetzt, wenigstens einmal 42,195 Kilometer zu bewältigen. Doch der Erstling im Jahr 2014 in Dublin geriet zum Erweckungserlebnis. “Ich war voll geflasht”, erzählt die 39-Jährige. “Ich habe die ganze Palette der Emotionen auf über vier Stunden verteilt erlebt.” Das hat sich bis heute nicht geändert, wo sie nun schon sechs Marathons (unter anderem in New York, Paris und Berlin) und zwei Ultras in den Beinen hat und vom Laufen gar nicht genug bekommen kann. “Der Marathon macht dich stärker und selbstbewusster. Während der langen Vorbereitung erlebt man so viele Hochs und Tiefs. Man ist ständig mit sich selbst in Diskussion und gleichzeitig im Reinen”, sagt sie.

Saskia ist in Belgien geboren, hat zwei Kinder im Alter von 7 und 9 Jahren und lebt mit ihrer Familie im Schweizer Kanton Thurgau. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie eine Käserei, nebenbei gibt die Sportbegeisterte auch Kinderturnen-Kurse. Mit dem Laufen schafft sie sich kleine Inseln im Alltag. Wenn die Kinder in den Schulbus eingestiegen sind, schnürt sie schon die Laufschuhe auf dem heimischen, 700 Meter hoch gelegenen “Hügel”, wie sie sagt, auf dem ihr Haus steht. Für die langen Läufe am Wochenende klingelt der Wecker schon zwischen 5 und 6 Uhr – damit Saskia zum Frühstück mit der Familie wieder daheim ist. In diesem Sommer nimmt die Familie Rutz gerade eine Auszeit, tourt fünf Wochen lang mit dem Wohnmobil durch die USA – von Seattle nach Las Vegas. Natürlich sind die Laufschuhe mit im Gepäck, doch “nur um fit zu bleiben”, betont Saskia. Die Vorbereitung auf den Mainova Frankfurt Marathon beginnt nach Ende der Ferien. Mit dem Verzicht auf Alkohol. Und mit einem knackigen Trainingsplan, der vier Einheiten je Woche vorsieht und lange im Voraus durchgeplant ist. So weiß Saskia schon jetzt, wann sie wo mit wem laufen wird. Es trifft sich gut, dass sich zwei Freundinnen parallel auch auf einen Herbstmarathon vorbereiten. “Die Zeit für mich zu haben, draußen in der Natur zu sein. Ich liebe es, die Schritte zu hören, den Puls und die Atmung so intensiv zu spüren. Ich liebe das Gefühl während und nach dem Lauf”, sagt Saskia, die mehrmals im Jahr bei Rennen auf den Unterdistanzen als Pacemakerin unterwegs ist. Wettkämpfe sind für sie Lohn und Triebfeder zugleich für ihr konsequentes Training. Es fasziniert die zweifache Mutter, wie in einem großen Feld alle gemeinsam agieren und doch jeder vor allem für sich selbst läuft. Für den 29. Oktober in Frankfurt hat sie sich, wie bei jedem Lauf, drei Ziele gesteckt – ein minimales (ankommen), ein mittleres (4 Stunden) und ein maximales (3:50 Stunden). “Irgendwie ist der Marathon – und eben vor allem das Training, das dazu gehört – vergleichbar mit dem wahren Leben”, sagt Saskia, die Schweizer Marathonreisende. “Manchmal geht’s einem super gut, manchmal muss man sich hart durchbeißen. Wenn man es ins Ziel schafft, weiß man einfach, dass man fast alles erreichen kann, wenn man nur will. Alle Frauen haben es verdient, sich stark zu fühlen.”

#marathongirl Saskia Rutz: Aus Liebe zum Laufen