27. September 2016 | Marathon-News

Jubiläums-Läuferin Dunja Ams: Die Wettkämpferin

Es ist noch nicht lange her, dass sie als Kettenraucherin und bekennende Nichtsportlerin mit Gewichtsproblemen schon nach 800 Metern Spazierstrecke gejammert hat. Dass Laufsport ein Fremdwort und Marathon eine Art Freakshow für sie war. In diesem Jahr nimmt Dunja Ams allein vier Mal die 42,195 Kilometer in Angriff. Wien, Füssen, Berlin „und als Highlight des Jahres Frankfurt“, wie sie sagt. Ihre Liebe zum ältesten deutschen Stadtmarathon ist im vorigen Jahr entbrannt. Und das geschah so: Dunja startete im Frühjahr 2015 beim Freiburg Marathon und im Frühherbst in ihrer Heimatstadt Karlsruhe. Das Ziel, unter fünf Stunden zu laufen, verpasste sie damals hauchdünn: um 29 Sekunden. Etwas desillusioniert surfte sie, als an Schlaf nicht zu denken war, noch in derselben Nacht durchs Netz und stieß auf schwärmerische Kommentare, wie außergewöhnlich und emotional denn der Einlauf in die Frankfurter Festhalle ist.

Sie klickte auf ein Gewinnspiel, das einen Freistart in Frankfurt in Aussicht stellte – und siehe da, gewonnen. Also stand sie gerade mal fünf Wochen nach Karlsruhe in Frankfurter vor dem Messeturm an der Startlinie. „Und es wurde der Lauf meines Lebens“, erzählt Dunja strahlend. Auf dem schnellen Kurs, getragen von den vielen Zuschauern und Streckenfesten hatte sie lange den Zugläufer mit dem 4:30-Stunden-Ballon im Blick. Weil sie dann nach Kilometer 30 einen körperlich und mental angeschlagenen Bekannten aus einer Facebook-Lauftrainingsgruppe traf und kilometerlang wieder aufbaute, kam sie doch erst nach 4:42:55 Stunden in die Festhalle. Aber das konnte Dunjas Freude nicht trüben. „Ich war emotional so erschlagen von dem tollen Event und dem phänomenalen Zieleinlauf, dass ich alles nur so aufgesogen habe“, erzählt sie. Beeindruckt ist die 35-Jährige davon, wie herzlich in Frankfurt die Letzten im Ziel empfangen werden. „Das ist anderswo nicht so ausgeprägt. Da habe ich eine Gänsehaut bekommen“, sagt Dunja und fügt schmunzelnd hinzu: „Frankfurt ist eine Pflichtveranstaltung für mich geworden.“ Den Berlin Marathon betrachtet sie nur als Vorbereitung auf den Laufklassiker am Main, bei dem sie nun sogar eine Zeit um 4:15 Stunden anstrebt. Bei einer Halbmarathonbestzeit von mittlerweile 2:03 Stunden liegt dies ja in Reichweite. Dunja ist ein richtiger Wettkampftyp geworden, genießt bei den Rennen Landschaft, Stimmung und Leute, hat den Kopf dabei immer oben. Das gilt auch im Training, bei dem sie stets ein Auge für ihre Mischlingshündin hat, die sie meist begleitet. Frauchens Entwicklung zur Dauerläuferin hat die Hündin besonders erfreut. „Wenn ich die Laufklamotten anziehe, flippt sie fast aus“, erzählt Dunja. Als Dunja 2013 mit dem Laufen begann und es längst nicht mehr lassen kann, ging sie zwei Jahre lang auf ihre Karlsruher Trainingsrunden. Auch auf Dienstreisen – die Badener arbeitet als Einkäuferin in einem Unternehmen in der Kunststoffbranche – fehlen in ihrem Gepäck die Laufschuhe nie. „Laufen“, sagt sie, „ist für mich längst etwas Selbstverständliches geworden“. Und Marathonlaufen auch.

Dunja Ams (Foto: privat)