Jacob Kiplimo hat sich beim Barcelona-Halbmarathon den Weltrekord zurückgeholt und dabei die globale Bestzeit in neue Dimensionen geschoben: Der 24-jährige Läufer aus Uganda stürmte nach 56:42 Minuten ins Ziel und erreichte damit die erste Zeit unter 57 Minuten über die 21,0975-km-Distanz. Den bisherigen Weltrekord hielt der Äthiopier Yomif Kejelcha mit 57:30. In Valencia hatte Kejelcha im vergangenen Oktober die Bestzeit von Kiplimo um eine Sekunde unterboten. Nunmehr steigerte Kiplimo, der bei den vergangenen beiden Cross-Weltmeisterschaften jeweils den Titel gewonnen hatte, die Marke gleich um 48 Sekunden. Das ist in der 40-jährigen Aufzeichnung von Halbmarathon-Bestzeiten die deutlichste Weltrekord-Verbesserung.
Bei seinem famosen Rekordlauf hatte Kiplimo am Ende einen enormen Vorsprung von über zwei Minuten auf Geoffrey Kamoworor. Der Kenianer lief mit 58:44 aber immer noch eine hochklassigen Zeit. Dritter wurde sein Landsmann Samwel Mailu, der Halbmarathon-WM-Dritte, in 59:40. Als Vierter erreichte Yemaneberhan Crippa (Italien) 59:52. Er verpasste den avisierten Europarekord von 59:13 damit klar. Längst nicht wie erhofft lief es für Amanal Petros (Hannover 96). Er erreichte Platz 17 in 61:51 und blieb damit deutlich über seinem deutschen Rekord von 60:09. Petros laborierte in der Vorbereitung an einer Erkältung, war sich daher nicht sicher bezüglich seiner Form und lief dann zurückhaltender als eigentlich geplant. Hendrik Pfeiffer (Düsseldorf Athletics) gab das Rennen nach der 15-km-Marke auf.
Bereits nach rund drei Kilometern stürmte Jacob Kiplimo davon und ließ seine Konkurrenten schnell weit hinter sich. Nach unglaublichen 26:46 Minuten passierte er die 10-km-Marke – nur sechs Läufer waren über diese Distanz überhaupt jemals schneller – und seine 15-km-Zwischenzeit von 39:47 könnte als Weltbestzeit anerkannt werden, sofern die entsprechenden Regeln für offizielle Bestzeiten eingehalten wurden. Über 15 km hält Kiplimo die bisherige globale Bestzeit mit 40:42. Auch seine 20-km-Zwischenzeit von 53:42 ist gegebenenfalls eine Weltbestzeit (der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics führt über 15 und 20 km zurzeit keine Weltrekorde).
„Ich freue mich riesig. Ich wollte ein sehr gutes Rennen laufen, aber ich hatte nicht mit dem Weltrekord gerechnet. Als ich die Zwischenzeiten sah, habe ich mir gesagt, egal was passiert, du musst dieses Tempo jetzt irgendwie durchhalten“, sagte Jacob Kiplimo, der in London Ende April sein Marathon-Debüt laufen wird.
Eine gute Siegzeit gab es auch bei den Frauen: Hier setzte sich die Kenianerin Joyciline Jepkosgei mit 64:13 Minuten durch. Die frühere Halbmarathon-Weltrekordlerin lief einen Streckenrekord, eine persönliche Bestzeit und eine Jahresweltbestzeit. Zudem siegte Jepkosgei zum zweiten Mal in Folge beim Barcelona-Halbmarathon. Ihre Landsfrau Gladys Chepkurui wurde Zweite in 66:23 vor der Äthiopierin Alemtsehay Zerihun (68:19).
Yomif Kejelcha läuft zweitschnellste 10-km-Zeit in Castellón
Yomif Kejelcha hatte gehofft, ab Sonntag zwei Weltrekorde zeitgleich halten zu können. Doch während der äthiopische Weltklasseläufer seine Bestzeit im Halbmarathon an Jacob Kiplimo verlor, verpasste er im spanischen Castellón den 10-km-Weltrekord knapp. Kejelcha gewann das Rennen in 26:30 und war damit nur vier Sekunden langsamer als der kenianische Weltrekordler Rhonex Kipruto 2020 in Valencia (26:24). Hinter Kejelcha, der die zweitschnellste je gelaufene 10-km-Zeit erreichte, wurde sein Landsmann Girma Kuma Zweiter in 26:57 vor Brian Kibor (Kenia/27:04). Bei den Frauen belegten Läuferinnen aus Äthiopien die ersten drei Plätze: Medina Eisa, die 5-km-Junioren-Weltrekordlerin, siegte dabei in hochkarätigen 29:24 und erreichte damit die fünftschnellste je gelaufen Zeit. Likina Amebaw und Aynaddis Mebrathu folgten in 29:39 beziehungsweise 30:04.
Entwicklung des Halbmarathon-Weltrekordes der Männer:
56:42 Jacob Kiplimo (UGA) Barcelona 16.2.2025
57:30 Yomif Kejelcha (ETH) Valencia 27.10.2024
57:31 Jacob Kiplimo (UGA) Lissabon 21.11.2021
57:32 Kibiwott Kandie (KEN) Valencia 6.12.2020
58:01 Geoffrey Kamworor (KEN) Kopenhagen 15.9.2019
58:23 Zersenay Tadese (ERI) Lissabon 21.3.2010
58:33 Samuel Wanjiru (KEN) Den Haag / NED 17.3.2007
58:53 Samuel Wanjiru (KEN) Ras Al Khaimah / UAE 9.2.2007
58:55 Haile Gebrselassie (ETH) Tempe / USA 15.1.2006
59:16 Samuel Wanjiru (KEN) Rotterdam 11.9.2005
59:17 Paul Tergat (KEN) Mailand 4.4.1998
59:47 Moses Tanui (KEN) Mailand 3.4.1993
60:10 Matthews Temane (RSA) East London / RSA 25.7.1987
60:55 Mark Curp (USA) Philadelphia /USA 15.9.1985
61:14 Steve Jones (GBR) Birmingham 11.8.1985
Text: Jörg Wenig
Foto: Sailer / photorun.net