26. September 2016 | Marathon-NewsPresse-News

Interview Minister Alexander Stubb

„Zeit für den Sport finde ich immer“

Der finnische Finanzminister über seinen Frankfurter Marathontraum, Zeitmanagement und die Momente, als Kanzlerin Merkel ihm die Treppen hinaufhelfen musste.

Wie fühlt es sich für Sie an am Tag nach einem Marathon an, als Politiker einen ganzen Tag an Schreib- oder Konferenztischen zu sitzen?

Der Tag nach einem Marathon ist für mich der schlimmste des Jahres. Im vergangenen Jahr in Berlin konnte es sogar jeder sehen, der wollte.

Erzählen Sie bitte.

Als damaliger finnischer Premierminister habe ich am Sonntagabend nach dem Berlin Marathon mit Kanzlerin Merkel einige Gläser Wein getrunken. Und nach einem Marathon tue ich mich immer furchtbar schwer, in den Schlaf zu finden. Als die Kanzlerin und ich am nächsten Tag die militärische Formation abschritten, musste die Kanzlerin mich schon bei kleinsten Stufen stützen. Das hat sehr lustig ausgesehen.

Warum wollen Sie in diesem Jahr zum dritten Mal in Frankfurt an den Start gehen?

Ich habe viele schöne Erinnerungen an Frankfurt. Zum einen habe ich dort 2009 meinen ersten Ironman bewältigt. Zum anderen hat meine Frau in Frankfurt ihre Bestzeit von 3:30 Stunden erreicht und auch ich bin dort gut gelaufen. Auch die Organisation der deutschen Marathons ist grandios. Ich habe im August mein Triathlontraining zugunsten von Marathontraining aufgegeben – und Frankfurt passte da auch zeitlich wunderbar. Nun ja, ich bin auch noch ein 47 Jahre alter Mann, der einen großen Traum hat.

Welchen?

Ich möchte es einmal schaffen, einen Marathon in weniger als drei Stunden zu absolvieren. Die Zeit läuft mir davon, so dass ich nach schnellen Strecken suche. Und Frankfurt hat erwiesenermaßen eine der schnellsten der Welt.

Was macht Sie zuversichtlich, dass es am 25. Oktober mit der Verwirklichung Ihres Traumes klappt?

Im vergangenen Jahr habe ich es in Berlin zum ersten Mal ernsthaft drauf angelegt. Bis Kilometer 25 habe ich die angestrebte Pace gehalten, dann bin ich gegen eine Art Wand gelaufen – und in 3:11 Stunden ins Ziel gekommen. Damals habe ich nur acht Wochen lang mit einer Durchschnittskilometerzahl von 40 trainiert. In Vorbereitung auf Frankfurt waren es neun Wochen mit 55 Kilometern je Woche. Es fühlte sich so an, als ob ich nie besser gewesen wäre.

Wie bringen Sie das Training in Ihrem fordernden Alltag unter?

Finanzminister zu sein ist etwas weniger stressig als Ministerpräsident (lacht). Das Training geht für mich Hand in Hand mit dem Job. Es gibt in meinem Beruf zwei Möglichkeiten, sich zu entspannen: Wein trinken oder Sport machen. Ich entscheide mich fast immer für den Sport. Die Zeit dafür finde ich immer. Ich handele nach dem Motto: Eine Stunde Training gibt mir zwei Stunden mehr Energie für den Job. Und in bester physischer Konstitution bin ich auch geistig besser drauf.


Zur Person:

Der einstige Abgeordnete im Europaparlament Alexander Stubb bekleidet seit 2008 wechselnde Ministerämter in der finnischen Regierung. Nach Außenminister und Außenhandelsminister wurde der 47-jährige Vater zweier Kinder im Juni 2014 Ministerpräsident Finnlands. Seit Mai diesen Jahres ist Stubb Finanzminister und tat sich zuletzt als ein scharfer Kritiker der griechischen Regierung in der Schuldenkrise hervor.