29. Oktober 2017 | Marathon-NewsRunning-News

Gabius glänzt bei Comeback, Heinig strahlende Deutsche Meisterin

Trotz windigen Wetters liefert der Mainova Frankfurt Marathon Spitzenresultate / Äthiopischer Dreifachsieg bei den Männern mit 2:05er-Siegerzeit / Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot gewinnt das Frauenrennen /

 

Ein beeindruckendes Comeback von Arne Gabius in unter 2:10 Stunden; die sechstbeste Siegerzeit des Jahres 2017; eine Olympiasiegerin triumphiert in der Festhalle und Lokalmatadorin Katharina Heinig glänzt bei ihrem Heimspiel als Deutsche Meisterin: Der Mainova Frankfurt Marathon hat sowohl international als auch aus deutscher Sicht wieder Spitzenresultate geliefert.

 

Der Äthiopier Shura Kitata Tola und die Kenianerin Vivian Cheruiyot haben die 36. Ausgabe des Laufklassikers am Main gewonnen. Der deutsche Lauf-Star Arne Gabius blieb bei seinem starken Rennen mit 2:09:59 Stunden als Sechster haarscharf unter 2:10. Kitata lief bei schwierigen Bedingungen mit starkem Wind hochklassige 2:05:50 und führte vor seinen Landsleuten Kelkile Gezahegn Woldaregay (2:06:56) und Getu Feleke (2:07:46) einen äthiopischen Dreifachsieg an. „Ich habe von Beginn an erwartet, dass ich gewinne. Sicher war ich mir dann nach 30 Kilometern, als wir uns mit einer Dreiergruppe absetzen konnten. Ich habe gehofft, dass ich schneller laufen kann, aber das Wetter war nicht so einfach“, sagte der 21 Jahre junge Überraschungssieger.

 

Die Vorentscheidung im Männerrennen fiel bei Kilometer 30. Das äthiopische Trio Getu Feleke, Kelkile Gezahegn Woldaregay und Shura Kitata Tola setzte sich aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe ab. Zunächst forcierte Feleke das Tempo. Bei Kilometer 37 attackierte jedoch Shura Kitata Tola und ließ seinen Landsleuten auf dem Weg in die vor Begeisterung brodelnde Festhalle keine Chance mehr. Bester Europäer war überraschend der britische Debütant Dewi Griffiths. Der Waliser lief als Fünfter 2:09:49 und erreichte die zweitbeste Zeit eines europäischen Läufers in diesem Jahr.

Alle Wettbewerbe zusammengerechnet verzeichneten die Veranstalter 26.482 Meldungen aus 108 Nationen, davon 14.513 Läufer über die 42,195-Kilometer-Distanz. Die Bedingungen waren für die Läufer besser als befürchtet, durch den starken Wind aber sehr herausfordernd. „Letztlich habe ich mit meinem Optimismus Recht behalten und es gab recht vernünftige Rennbedingungen, das zeigen auch die Ergebnisse mit vielen hochklassigen Zeiten“, sagte Veranstalter Jo Schindler. „Es war toll, mit welcher Begeisterung die Läufer das Ziel erreichten.“

 

Auch der Sportliche Leiter Christoph Kopp zog ein positives Resümee: „Sportlich ist alles gut gegangen, auch wenn nicht alle Träume von Einzelnen in Erfüllung sind. Ich wusste, dass das Potenzial für starke Leistungen da ist. Wir konnten aufgrund der Wetterbedingungen aber nicht davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten auch umgesetzt werden.“ Der Sieger Shura Kitata Tola erzielte trotz schwieriger Bedingungen mit 2:05:50 Stunden die weltweit sechstbeste Marathon-Siegerzeit in diesem Jahr und schob sich an Position elf der Weltjahresbestenliste. Mit acht Läuferinnen unter 2:30 Stunden gab es eine bemerkenswerte Leistungsdichte im Frauenfeld. Dazu setzten sich europäische Läufer stark in Szene. Zusätzlich zum Briten Griffiths und zu Arne Gabius brachte der Pole Henryk Szost mit 2:10:09 eine beachtliche Leistung.

 

Mit großer Begeisterung erlebte Dr. Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender von Titelsponsor Mainova, den Frankfurter Marathontag: „Da war sehr viel Leidenschaft im Spiel und die Veranstaltung war perfekt organisiert. Es war ein großartiges Rennen mit emotionalen Momenten auch für die Zuschauer, das war fantastisch.“

 

Drei Marathonstarts in Frankfurt, dreimal mit der von Christoph Kopp vergebenen „Glücksnummer 7“ und dreimal unter 2:10 Stunden: Frankfurt erwies sich für den deutschen Rekordhalter Arne Gabius einmal mehr als ideales Pflaster. „Es war richtig hart im Gegenwind, und ich bekam im letzten Teil Probleme mit meiner linken Oberschenkelrückseite. Aber ich bin volles Risiko gegangen, um die Zeit von unter 2:10 noch zu erreichen“, sagte Gabius, der eine deutsche Jahresbestzeit lief. Mit seinen 2:09:59 schob er sich an dritte Stelle der europäischen Jahresbestenliste.

 

„Ich bin sehr erleichtert, dass es noch für unter 2:10 gereicht hat. Der schwierige Part war zwischen Kilometer 20 und 30. Ich habe aber nie ans Aufgeben gedacht. Die Geburt meines Sohnes war motivierend, aber während des Rennens war ich so fokussiert, ich habe nicht ständig dran gedacht. Jetzt werde ich die Zeit genießen. Meine Oberschenkel spüre ich sehr, aber in den nächsten Wochen brauche ich ohnehin nur meine Hände zum Windeln wechseln“, so Gabius, der drei Tage vor dem Lauf zum ersten Mal Vater geworden ist.

 

Die 5.000-Meter-Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot lief in ihrem zweiten Marathon eine persönliche Bestzeit von 2:23:35. Lange Zeit lag sie auf Streckenrekordkurs von 2:21:01, doch im starken Wind konnte auch sie das Tempo nicht durchhalten. „Hier zu gewinnen gibt mir Selbstvertrauen. Es war sehr windig. Ich bin couragiert gelaufen und dachte, dass ich 2:20 erreichen kann. Aber ich bin zufrieden mit der Zeit. Ich bin noch neu im Marathon und werde mich weiter verbessern.“

 

Zweite wurde Yebrgual Melese in 2:24:30 vor ihrer äthiopischen Landsfrau Meskerem Assefa, die nach 2:24:38 im Ziel in der Festhalle war. Die beiden konnten am Ende den Rückstand auf die Siegerin Cheruiyot noch deutlich verkürzen. Als Fünfte jubelte die US-Amerikanerin Sara Hall über eine persönliche Bestzeit von 2:27:21.

 

Während Arne Gabius sich erwartungsgemäß den deutschen Meistertitel sicherte, gab es bei den Frauen eine Überraschung: Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) überholte in der Schlussphase die Titelverteidigerin Fate Tola (LG Braunschweig) und war als Achte und beste Europäerin in 2:29:29 im Ziel. Tola folgte unmittelbar dahinter als Neunte mit 2:30:12. Beide blieben damit klar unter der Norm für die Europameisterschaften in Berlin 2018 von 2:32:00 Stunden.

 

Katharina Heinig brachte mit einem packenden Finish die Festhalle zum Kochen. „Es war ein Hammerrennen und hinten raus wirklich hart. In der Stadt war eine klasse Stimmung, der Einlauf in die Festhalle ist Wahnsinn. Es war ein Sieg für die ganze Stadt. Als Deutsche Meisterin bin ich sicher nächstes Jahr bei der EM in Berlin dabei“, sagte die Frankfurterin strahlend.

 

Fate Tola, die Zweite der deutschen Meisterschaften, sagte: „Ich bin rundherum zufrieden. Ich bin während des Rennens müde geworden, daher konnte ich das Tempo nicht halten. Der Wind war sehr stark, da hatte ich keine Kraft mehr. Aber trotzdem bin ich zufrieden, ich bin Zweite bei der Deutsche Meisterschaft und habe die Norm für die EM, alles okay.“ Mit den Marathon-Debütantinnen Laura Hottenrott in 2:34:43 und Franziska Reng in 2:34:57 haben zusätzlich zwei deutsche Läuferinnen das Team-Limit für die EM von 2:35:00 Stunden unterboten.

Shure Kitata Tola
Vivian Cheruiyot
Arne Gabius
Katharina Heinig

Ergebnisse, Männer:

 

  1. Shura Kitata Tola ETH 2:05:50
  2. Kelkile Gezahegn ETH 2:06:56
  3. Getu Feleke ETH 2:07:46
  4. Martin Kosgey KEN 2:09:39
  5. Dewi Griffiths GBR 2:09:49
  6. Arne Gabius GER 2:09:59
  7. Henryk Szost POL 2:10:09
  8. Scott Smith USA 2:12:21
  9. Scott Fauble USA 2:12:35
  10. Mark Korir KEN 2:12:37

Frauen:

 

  1. Vivian Cheruiyot KEN 2:23:35
  2. Yebrgual Melese ETH 2:24:30
  3. Meskerem Assefa ETH 2:24:38
  4. Abebech Afework ETH 2:26:45
  5. Sara Hall USA 2:27:21
  6. Merima Mohammed BRN       2:27:49
  7. Sylvia Medugu KEN 2:29:09
  8. Katharina Heinig GER 2:29:29
  9. Fate Tola GER 2:30:12
  10. Anna Incerti ITA 2:32:11