26. September 2016 | Marathon-News

Erststarterin Edith Schmid-Tatzreiter: „Ich habe mir das Ziel Marathon gesteckt und muss dabei auch ganz stark mit dem Geist arbeiten“

Erbarme, die Hessen kommen – so heißt eine in und um Frankfurt wohlbekannte Liedzeile. Am 25. Oktober wird es pünktlich zum Frankfurt Marathon auch heißen: Vorsicht, die Österreicher kommen! Denn für Läufer aus der Alpenrepublik passt der Termin in diesem Jahr perfekt, ist doch am Tag danach österreichischer Nationalfeiertag.

Edith Schmid-Tatzreiter wird am Montag das Flugzeug besteigen, das sie zurück bringt ins heimische Salzburg. Mit müden Knochen, aber glücklich über ihren ersten bewältigten Marathon, hofft die 48-Jährige. Edith ist vermutlich eine der bestbehütetsten Debütantinnen. Sie reist mit einer großen Gruppe ihres Laufvereins „ClubRunAustria“ an den Main, deren Mitglieder teils als Staffelläufer, teils als Einzelstarter über die volle Marathondistanz an den Start gehen. Edith ist indes die einzige Erststarterin der Gruppe – an fachkundigen Tipps, guten Ratschlägen und Aufmunterung wird es ihr gewiss nicht mangeln. Zumal ihre älteste Tochter, die in Düsseldorf lebt, sich schon mit Stadt- und Streckenplan vertraut gemacht hat, um ihre Mutter so oft wie möglich an der Strecke anfeuern zu können. Vier Kinder (17 bis 31 Jahre) und ein Job als selbständige Unternehmerin – Edith könnte einige Gründe dafür liefern, dass ihr viele Jahre wenig Zeit für (Lauf-)Sport blieb.

Vor etwa sieben Jahren begann sie dann zu laufen, war zufrieden mit ihren unregelmäßigen Drei- bis Vierkilometerrunden. Sie nahm an Business- und Frauenläufen teil, steigerte die Kilometerdosis, Leistungsvermögen und Ehrgeiz schwollen langsam an und dann stand die Spätberufene  im vergangenen Jahr dann tatsächlich an der Startlinie eines Halbmarathons. Den bewältigte sie in 1:54 Stunden und da war er erwacht, der Wunsch nach mehr. Der Wille, auch mal 42,195 Kilometer am Stück zu laufen. Sie trat dem  „ClubRunAustria“ bei, trainiert seitdem unter den Fittichen von Johannes Langer, der auch den Salzburg Marathon veranstaltet. Sie genieße das Gefühl, mit 48 Jahren fitter zu sein als mit 25. „Bis zum 25. Oktober dürfen aber  nicht mehr viele Trainingseinheiten ausfallen“, sagt Edith. Durch den heißen Sommer habe sie ein paar Kilometer weniger gesammelt als geplant. „Temperaturen von 33 Grad und mehr sind einfach nicht mein Laufwetter. Ich bin froh, dass es jetzt in der intensiven Vorbereitungsphase kühler ist“, sagt Edith. Manchmal stellt sie sich wie so viele Breitensportler die Frage: Ist das viele Training an Tag X auch wirklich abrufbar? Laufen ist für sie längst das pure Kontrastprogramm zu ihrer Tätigkeit als Stimm- und Sprechtrainerin, wobei sie den ganzen Tag „reden, zuhören und erklären“ muss. Mit den Laufschuhen an den Füßen muss sie genau das nicht mehr tun. Quasi einen ganzen Marathon hat sie neulich mal sonntags absolviert. Nach einem 30-Kilometer-Lauf am Vormittag legte sie nachmittags bei einem Golfturnier nochmal etwa 10 Kilometer zurück.

„Ich habe mir das Ziel Marathon gesteckt und muss dabei auch ganz stark mit dem Geist arbeiten“, erzählt Edith. „Selbstmotivation; du schaffst es, auch wenn es keinen Spaß mehr macht; sich beweisen, dass scheinbar Unmögliches immer möglicher wird. Das ist etwas, das auch für mein Berufsleben sehr wichtig ist. Was ich versuche, meinen Klienten und Patienten spürbar zu machen. Und was kann man am besten lehren? Etwas, das man wirklich erlebt und selbst durchgezogen hat.“

Erststarterin Edith Schmid-Tatzreiter