26. September 2016 | Marathon-News

Erststarter Mark Büll: „Ich will ein Finisher sein. Ich möchte in der Festhalle sagen: Ja, ich kann Marathon laufen.“

Mark Büll ist einen langen Weg gegangen. Oder besser: gelaufen. Seine Geschichte, die ihn am 25. Oktober an die Marathon-Startlinie führen wird, lässt sich nur chronologisch erzählen.

Büll lebt in Sörup in der Nähe von Flensburg, vier Kilometer entfernt von der Ostseeküste, eine Viertelstunde von der dänischen Grenze. In den ersten elf Jahren des neuen Jahrtausends hat der 39-Jährige sich und seinem Körper viel zugemutet: viel Arbeit, wenig Sport, schlechte Ernährung. „Das Ende der Fahnenstange war, dass ich bei 1,77 Meter Körpergröße 165 Kilo gewogen habe und mich fühlte wie eine Signalboje in der Ostsee“, erzählt Büll.

Er begann 2011 damit, Sport zu treiben – weniger aus Überzeugung, mehr als Mittel zum Zweck: abnehmen, abnehmen, abnehmen. Mit Kraft und Ausdauertraining  schaffte er es runter auf 135 Kilo. Laufen spielte eine, aber noch keine große Rolle. Im Frühjahr 2013 kramte er wieder die Laufschuhe hervor und brachte es auf bis zu drei Einheiten je Woche – etwas ziellos und nur wenn das Wetter stimmte, aber immerhin. Er nahm auch an dem ein oder anderen Volkslauf teil. Er rechnete mit Häme für „den Dicken“, der da stets als Letzter ins Ziel kam und war überrascht, dass er, ganz im Gegenteil, besonders unterstützt und angefeuert wurde. „Ich kenne in Norddeutschland jeden Besenwagen“, sagt Büll schmunzelnd.

Als er, der viel im Auto sitzende Außendienstmitarbeiter, dann an einer Tankstelle – sein Wagen war in der Waschanlage – die Zeitschrift „Runners World“ in die Finger bekam, war es praktisch um ihn geschehen. Es sei ein wirkungsvoller „Tritt in den Hintern“ gewesen, sagt Büll. Er nahm sich vor, im September 2013 beim Halbmarathon in Kiel zu starten. Mit einer Trainerin, mit der er via Email kommunizierte und streng nach einem maßgeschneiderten Trainingsplan für die 12 Wochen bis zum Rennen. Der Trainingsplan hing am heimischen Kühlschrank und Büll hatte plötzlich nicht nur Spaß am Laufen, sondern auch ein schlechtes Gewissen, wenn er es mal ein paar Tage lang nicht tat. Auch wenn der innere Schweinehund noch immer ein starker Gegner war zu jener Zeit.

Den Kieler Halbmarathon bewältigte der Holsteiner in 2:38 Stunden. Das professionell angeleitete Training mit Coach tat ihm gut und so arbeitet er noch heute mit jener Trainerin der ersten Stunde seiner Laufbahn zusammen. Die Zeiten, als er bei Volksläufen 1:25 Stunden für 10 Kilometer brauchte, gehörten endgültig der Vergangenheit an. Nach nunmehr insgesamt neun Halbmarathons (Bestzeit: 2:14 Stunden) und 2014 insgesamt 1600 laufend zurückgelegten Kilometern fühlt sich Büll quasi wie neugeboren: 105 Kilo – geschafft ohne „radikale Diät-Tour“, wie er sagt, sondern vor allem dank sechs Sporteinheiten je Woche. Seine Hochzeitsreise im Herbst führte ihn unter anderem nach New York, wo überall Schilder vom anstehenden Marathon kündeten. Er offenbarte seinen Traum von den 42,195 Kilometern seiner Frau, die nur entgegnete: „Ich verbiete dir das.“ Doch mittlerweile ist sie die größte Stütze auf seiner Mission „Frankfurt Marathon 2015“. Seine 14-jährige Nichte radelt während der langen Trainingsläufe neben ihm her, reicht ihm Getränke. Bülls Trainerin riet ihm, für seinen Marathon-Erstling einen großen Citylauf zu wählen, weil man in einer großen Gruppe mit Athleten gleicher Leistungsstärke laufen kann.

Zu Weihnachten 2014 beschenkte Büll sich schließlich selbst: Anmeldung beim Laufklassiker am Main. Bei einem Lauf-Camp in Andalusien lernte er zu Jahresbeginn seine Trainerin endlich auch persönlich kennen. Und auch eine Lauffreundin aus Luxemburg, die ebenfalls für den Frankfurt Marathon gemeldet hat. Im Sommer wollen sie sich treffen und einige lange Einheiten gemeinsam absolvieren. Büll will es jetzt wissen: 4:30 Stunden seien drin, spätestens nach 5 Stunden will er in der Festhalle sein. Er möchte es dennoch genießen und dabei seine Neigung unterdrücken, „immer loszulaufen wie ein gesenkte Sau“, sagt der 39-Jährige. „Ich will ein Finisher sein. Ich möchte in der Festhalle sagen: Ja, ich kann Marathon laufen.“ Mit einem Körpergewicht von 90 bis 95 Kilogramm. Mark Büll wäre am Ziel seiner Träume.

Mark Büll, der bis zum Jahr 2011 noch 165 Kilogramm wog und in Frankfurt seinen ersten Marathon finishen möchte. (Foto: privat/Mark Büll).