10. Juni 2024 | Running-News

EM-Aktuell: Gesa Krause gewinnt Silber bei EM-Comeback hinter Alice Finot

Gesa Krause hat sich bei ihrem Europameisterschafts-Comeback im 3.000-m-Hindernis-Finale ausgezeichnet geschlagen: Die 31-jährige Läuferin, die bei diesen kontinentalen Leichtathletik-Titelkämpfen 2016 und 2018 jeweils Gold und schon 2012 Bronze gewonnen hatte, lief nach ihrer Babypause am Sonntagabend im Finale auf den zweiten Platz. Hinter der am Ende souveränen Französin Alice Finot, die in 9:16,22 Minuten gewann, war Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) nach 9:18,06 knapp vor der am Ende noch stark aufkommenden Britin Elizabeth Bird (9:18,39) im Ziel. Die EM-Zweite von München 2022, Lea Meyer (Bayer Leverkusen), musste sich in diesem Finale im Olympiastadion von Rom mit Rang neun in 9:27,85 Minuten zufrieden geben. Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) belegte Rang elf mit 9:31,98.

 

Das Tempo war in diesem Finale lange Zeit nicht übermäßig schnell, so dass das Feld dicht beisammen lief. Es war Lea Meyer, die im ersten Teil des Rennens an der Spitze lief. Doch in der entscheidenden Phase konnte sie dann im Gegensatz zu ihrem EM-Rennen in München nicht mehr zulegen und fiel deutlich zurück. „Ich bin sehr enttäuscht, das war heute überhaupt nicht das, was ich erreichen wollte“, sagte Lea Meyer.

 

Clever und routiniert wie in früheren Jahren lief dagegen Gesa Krause. Sie hielt sich stets relativ dicht hinter den führenden Läuferinnen und weitestgehend innen. Obwohl fast alle Läuferinnen Anfang der letzten Runde noch eng beieinander lagen, behielt Gesa Krause die nötige Ruhe und forcierte dann noch einmal das Tempo. Am Ende war nur Alice Finot noch etwas zu stark für die deutsche Rekordhalterin. „Es war das Ziel, auch in der letzten Runde noch dran zu bleiben. Am Ende fehlte mir etwas die Kraft, aber ich bin Stolz auf diesen Erfolg. Mir war vorher klar, dass die Französin stark sein würde“, sagte Gesa Krause.

 

Nach dem Finale wurde Gesa Krause für kurze Zeit sogar auf Platz eins gesetzt. Hintergrund war ein Protest des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Unmittelbar nach dem letzten Wassergraben war die Französin Alice Finot beim Herauslaufen aus dem Wasser auf die Innen-Begrenzungslinie der Bahn getreten. Der deutsche Protest hatte zunächst Erfolg und Finot wurde disqualifiziert. Doch nach einem französischen Widerspruch wurde final entschieden, die Französin doch nicht zu disqualifizieren. Aufgrund der großen Anzahl der Läuferinnen in der Führungsgruppe war es sehr eng am letzten Wassergraben und das Betreten der Linie verschaffte Alice Finot sicherlich keinen Vorteil im Kampf um die Goldmedaille, die sie letztlich klar gewann. Zudem schien es als ob sie an diesem Hindernis nicht die einzige Athletin war, die die Linie berührte – zumindest war sie nicht die einzige, die an diesem Tag die Bahn übertrat und nicht disqualifiziert wurde. Eine Disqualifikation wäre in diesem Fall extrem hart für Alice Finot gewesen.

 

„Aufgrund meiner Vorgeschichte und nach dem letzten Jahr ist dieser zweite Platz wie ein Sieg für mich“, sagte Gesa Krause, die nach der Geburt ihrer Tochter vor ziemlich genau einem Jahr wieder mit dem Training begonnen hatte. „Silber fehlte mir noch, das ist das schönste Jahr meines Lebens“, jubelte Gesa Krause, die bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2019 jeweils Bronze gewonnen hatte. Wie so oft in früheren Jahren dürfte Gesa Krause mit ihrem zweiten Platz voraussichtlich für die beste deutsche Platzierung im Mittel- und Langstreckenlauf bei diesen internationalen Titelkämpfen gesorgt haben. Dabei waren die Europameisterschaften in Rom für Gesa Krause nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris im August. Eine Olympia-Medaille fehlt ihr noch. Doch es wird wesentlich schwieriger, auch dieses Ziel zu erreichen.

 

Finalrennen über die Mittelstrecken

 

Mit der Irin Ciara Mageean setzte sich im 1.500-m-Finale die Favoritin durch. Knapp 200 Meter vor dem Ziel schien sie eingekesselt hinter den Britinnen Georgia Bell und Jemma Reekie. Doch als eingangs der Zielgerade eine kleine Lücke zwischen ihren beiden Konkurrentinnen entstand, quetschte sich die Irin hindurch und lief zum Sieg. In 4:04,66 Minuten gewann Ciara Mageean vor Georgia Bell (4:05,33). Die Französin Agathe Guillemot schnappte sich in 4.05,69 noch die Bronzemedaille vor Esther Guerrero (Spanien/4:06,03) und Jemma Reekie (4:06,17).

 

Großes Glück im Unglück hatte die einzige deutsche EM-Starterin über 1.500 m, Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden). Bei ihrem ersten großen Meisterschaftsrennen stürzte die Tochter der früheren 10.000-m-Weltklasseläuferin Kathrin Ullrich-Weßel im Vorlauf über eine Konkurrentin. Da dies ein unverschuldeter Sturz war, wurde Nele Wesel nach einem Protest nachträglich in das Finale gesetzt. Das moderate Tempo im Finale kam ihr entgegen, so dass sie fast durchweg den Anschluss hielt. Am Ende lief Nele Weßel als Elfte nach 4:07,76 ins Ziel.

 

Das erwartet offene Rennen sahen die Zuschauer über 800 m der Männer. Hier feierte der Franzose Gabriel Tual den bisher größten Sieg seiner Karriere. Der 26-Jährige, der 2021 im Olympia-Finale bereits Siebenter war und 2022 bei der WM Sechster, triumphierte in 1:44,87 Minuten vor Mohamed Attaoui (Spanien/1:45,20) und Catalin Tecuceanu (Italien/1:45,40). Deutsche Läufer waren bei der EM über 800 m nicht am Start.

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: European Athletics / Getty Images, Victah Sailer / photorun.net

Für Gesa Krause war der zweite Platz beim EM-Comeback wie ein Sieg. Foto: Victah Sailer / photorun.net