Große Überraschungen gab es beim Vienna City Marathon, was auch mit den eiskalten Wetterbedingungen zu tun hatte. Temperaturen von 2 Grad Celsius und ein unangenehmer Wind – die gefühlte Temperatur lag anfangs unter null – ließen die geplanten schnellen Rennen nicht zu. Am Ende triumphierten zwei Außenseiter, die jeweils ihren zweiten Marathon liefen und deutliche persönliche Bestzeiten erzielten: Der Äthiopier Haftamu Abadi gewann in 2:08:28 Stunden vor Mica Cheserek (Kenia/2:10:23) und dem Debütanten Mogos Tuemay (Äthiopien/2:10:33). Während sich der erst 21-jährige Haftamu Abadi um über zwei Minuten verbesserte, steigerte sich Betty Chepkemoi mit einer Zeit von 2:24:14 gleich um gut zehn Minuten. Die Kenianerin siegte vor ihren Landsfrauen Rebecca Tanui (2:25:18) und Catherine Cherotich (2:25:45). Eine Überraschung gelang in Wien auch Fabienne Königstein (MTG Mannheim), die als Vierte nach 2:28:49 im Ziel war.
Die Veranstalter des Vienna City Marathons registrierten eine Rekord-Meldezahl von 46,083 Läufern aus 146 Nationen. Dies schließt Rennen über kürzere Distanzen mit ein. 12,968 Athleten hatten für den Marathon gemeldet und damit ebenfalls für einen Rekord gesorgt.
Fabienne Königstein verlor nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:13:54 erst auf den letzten zwölf Kilometern noch rund eine Minute. Gemessen daran, dass sie erst vor vier Wochen den Nagoya-Marathon in 2:28:20 gelaufen war, ist dies eine bemerkenswerte und erstaunliche Leistung. Für eine deutsche Athleten ist es sicherlich einmalig, innerhalb eines knappen Monats zweimal klar unter 2:30 Stunden zu laufen. Meist gehen derartige Experimente schief.
„Ich habe alles rausgeholt, die Bedingungen waren hart. Während der letzten acht Kilometer lief ich voll im Gegenwind“, sagte Fabienne Königstein. „Ich bin total zufrieden mit meiner Leistung heute und kann auf diese beiden Marathonrennen gut aufbauen in Richtung Herbst. So viel Marathon-Erfahrung habe ich ja noch nicht, daher war diese Erfahrung hier, besonders mit den kalten Temperaturen, eine neue, wichtige für mich. Ich bin in langer Hose und Long-Sleeves gelaufen, das war genau die richtige Entscheidung. Ich kann mir nicht erklären, wie man bei diesen Temperaturen in kurzer Hose laufen kann. Aber ich hab mich mental gut auf die Bedingungen einstellen können. Ich bin verletzungsfrei und gesund, ich nehme den Schwung vom Vienna City Marathon mit, die Freude am Laufen ist voll da.“
Wien ist übrigens für Fabienne Königstein ein gutes Pflaster: „Es war hier in Wien, wo ich 2017 zum ersten Mal bei einem großen Marathon dabei war und die Organisation eines Eliterennens erlebte. Mark Milde (der Elite-Koordinator in Wien) hatte mir damals einen Start beim Halbmarathon vermittelt. Danach bekam ich richtig Lust, einen Marathon zu laufen“, erzählt Fabienne Königstein. Damals noch unter ihrem Mädchennamen Amrhein laufend, gewann sie das Rennen in 1:16:45 Stunden. Ein halbes Jahr später begann ihre Marathon-Karriere in Berlin mit 2:34:14.
Ergebnisse
Männer:
- Haftamu Abadi ETH 2:08:28
- Mica Cheserek KEN 2:10:23
- Mogos Tuemay ETH 2:10:33
- Asbel Rutto KEN 2:11:37
- Edward Koonyo KEN 2:12:29
- Geoffrey Koech KEN 2:12:31
- Justus Kangogo KEN 2:13:25
- Felix Kurui KEN 2:14:36
Frauen:
- Betty Chepkemoi KEN 2:24:14
- Rebecca Tanui KEN 2:25:18
- Catherine Cherotich KEN 2:25:45
- Fabienne Königstein GER 2:28:49
- Faith Chepkoech KEN 2:30:00
- Nora Szabo HUN 2:30:31
- Risper Chebet KEN 2:32:39
- Eva Wutti AUT 2:37:43
Text: Jörg Wenig / Thomas Kofler
Foto: VCM / Jenia Symonds