7. Dezember 2016 | Marathon-News

Eine lockere Stadtrunde mit Mikitenko und Gabius

Eine bayerische Reporterin von einem hessischen Laufevent berichten zu lassen, ist mitunter nicht ganz unkompliziert. Besonders dann, wenn schon der Name der Veranstaltung für sprachliche Schwierigkeiten sorgt. Schließlich wird symmetrisch geschwungenes Laugengebäck jenseits des WeißwurstÄquators ganz einfach Breze genannt, manchmal auch Brezn, aber ganz sicher nicht Brezel. Bei der Wortkonstruktion „Brezellauf “ ist der Knoten in der Zunge dann quasi programmiert.

Aber zum Glück sind die phonetischen Ausprägungen von Teigware nicht das, worauf es an diesem sonnigen Samstagmorgen ankommt. Beim Aufgalopp des Marathonwochenendes in Frankfurt ist es egal, ob man aus Nord oder Süd stammt, egal ob man groß oder klein, Hobbyläufer oder Profi ist – alle sollen zusammen laufend Spaß haben.Deshalb mischen sich auch ein paar illustre Gestalten immer wieder gern unter das bunte Volk: Bestens gelaunt stehen die deutschen Laufstars Arne Gabius, Irina Mikitenko und Herbert Steff ny mit ein paar Tausend Laufb  egeisterten an der Startlinie vor dem Messeturm. Als die Reporterin dort plötzlich auch ein paar ihrer Landsleute entdeckt, fühlt sie sich gleich gar nicht mehr so exotisch. Erkannt hat sie die Staatsgenossen an der Bayern-Flagge, die sie hoch über den Köpfen der Läufer schwenken. „Mia san vo Minga“, erklären sie in ihrer Landessprache (Hochdeutsch: Wir sind aus München).Aber das Läuferfeld beim Brezellauf ist noch weitaus internationaler besetzt: Nur ein paar Meter entfernt präsentiert eine südafrikanische Läuferin ebenfalls die Flagge ihrer Heimat. Ihr Outfi t ist perfekt darauf abgestimmt.

Zwei Laufkollegen aus Shanghai sind ebenfalls mit dabei. Sie nutzen die 5-Kilometer-Strecke als Marathon-Einlaufprogramm. Eine Breze- Verzeihung – Brezel haben sie noch nie gegessen und sind deshalb besonders neugierig auf den Geschmack der vielerorts gepriesenen original Frankfurter Brezeln.Aber die wollen auch erst einmal verdient sein und darum setzt sich die Menge pünktlich um 10 Uhr in Bewegung. Es gibt keine Sieger und Verlierer, keine Zeitmessung und Platzierungen. Stattdessen läuft der gesamte Trupp zusammen auf abgesperrten Straßen durch die Frankfurter City. Traditionell nehmen viele Läufer teil, die anderntags als Helfer an der Marathonstrecke stehen.

„Wer mehr sehen will, muss die große Tour wagen“, sagt Arne Gabius grinsend. Die 42,195-Kilomter-Runde hat er in den vergangenen beiden Jahren schon am Main bewältigt – 2015 in begeisternder deutscher Rekordzeit. Heuer darf es mal ein bisschen kürzer sein. Zusammen mit Irina Miktenko macht er den Brezellauf damit zum vermutlich einzigen Lauf des Jahres, bei dem beide Inhaber des Deutschen Marathon-Rekords gleichzeitig zu bejubeln sind. „Aber das ist heute gar nicht wichtig“, winkt Irina ab. Viel lieber gibt sie beim Brezellauf Erfahrungen und Tipps an ihre Mitläufer weiter. Als das Ziel dann nicht mehr weit ist und manche schon zum Schlussspurt ansetzen, bleibt sie ganz ruhig. In den Zuschauerreihen erblickt sie ein kleines Mädchen und winkt es zu sich.

Hand in Hand laufen die beiden über die Ziellinie und während Mama Irina noch fl eißig Medaillen an die anderen Finisher verteilt, stibitzt sich Töchterchen Vanessa schon mal eine Brezel. Die schmeckt nämlich wirklich total lecker, oder wie die bayerische Reporterin in ihrer Landessprache sagen würde: Sau guad.

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