27. September 2016 | Marathon-News

„Der mit dem großen Willen“

Es war ein typischer Neujahrsvorsatz. In der Silvesternacht 2012 verkündete Benjamin Schütz seinen verdutzten Kumpels: „Ich werde Marathon laufen.“ Es hätte einer dieser Vorsätze werden können, die gemeinsam mit dem Kater am 1. Januar unbemerkt erlöschen. Doch Benjamin meldete sich noch im Januar für den Frankfurt Marathon an – seine Schwester wohnt in der Mainmetropole. Familiär und auch mit dem Einstieg ins Berufsleben lief für den damaligen Studenten „nichts wirklich toll“, erinnert er sich. Ein bewältigter Marathon erschien ihm als das perfekte Ziel, etwas Großes zu schaffen, ohne auf andere angewiesen zu sein – nur durch die eigene reine Willensleistung. In diesem Jahr wird Benjamin das fünfte Mal in Folge in Frankfurt an der Startlinie stehen.

Der letzte Oktobersonntag ist und bleibt für den Siegerländer eine feste Verabredung mit dem ältesten deutschen Stadtmarathon. Einmal im Jahr ist Marathon, einmal im Jahr kommt er nach Frankfurt. Seinen ersten Start und seinen ersten Einlauf in die Festhalle empfand wie eine Befreiung von mancher Alltagsfessel. Benjamin verzichtet bis heute auf einen ausgeklügelten Vorbereitungsplan. Er möchte jedes Jahr im Ziel dem Gefühl von 2012 nachspüren, diesem Stolz und Glück: „Es zu schaffen, egal was um mich herum gerade passiert, weil ich es unbedingt will. Das zeigt mir der Frankfurt Marathon und weil ich das genau damit verbinde, ist es auch jedes Jahr Frankfurt und kein anderer Marathon.“ Die Leute glaubten ihm, dem Genussläufer mit der Schwäche für Süßigkeiten meist nicht, dass er schon vier Marathons erfolgreich bewältigt hat. Benjamin trainiert nach „Lust und Laune“, wie er sagt. Laufen darf für ihn kein Zwang, kein Druck sein. Dann würde der Marathonzauber im Oktober verfliegen.

In diesem August nimmt er erstmals an einem Triathlon teil. „Danach“, sagt er, „werde ich erstmal nichts mehr machen. Ich kenne mich ja.“ In diesem Jahr wird Benjamin erstmals von seinem neuen Wohnort Göppingen aus anreisen. Vom 1. August an tritt er in Schwaben einen neuen Job als Filialleiter im Einzelhandel an. Am 30. Oktober wird er die Strecke mit einer Freundin, die sich zum ersten Mal an die 42,195 Kilometer wagt, angehen. Ohne große Ambitionen und Zielzeit. „Ich möchte einfach wieder einen wunderschönen Tag erleben“, sagt Benjamin. Und in fünf Jahren in den Marathon Club aufgenommen werden in Frankfurt. Mit der zehnten Teilnahme in Frankfurt.

Benjamin Schütz (Foto: marathon-photos.com)