2. Oktober 2022 | Running-News

Amos Kipruto und Yalemzerf Yehualaw gewinnen London-Marathon

Der Kenianer Amos Kipruto und die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw haben den London-Marathon gewonnen. Am Buckingham Palast sorgten am Ende die Frauen nicht unerwartet für die hochklassigsten Ergebnisse des Tages. Trotz eines Sturzes rund zehn Kilometer vor dem Ziel war Yalemzerf Yehualaw auch in London nicht zu stoppen. Die Äthiopierin gewann in der Weltklassezeit von 2:17:26 Stunden und erzielte die elftschnellste je gelaufene Zeit über die 42,195 km. Damit gewann die erst 23-Jährige auch den zweiten Marathon ihrer Karriere. Im April war Yalemzerf Yehualaw in Hamburg mit 2:17:23 Stunden das schnellste Marathon-Debüt aller Zeiten gelaufen. Kenias Titelverteidigerin Joyciline Jepkosgei wurde Zweite in 2:18:07 vor der Äthiopierin Alemu Megertu, die nach 2:18:32 im Ziel war. Gleich sechs Läuferinnen erzielten Zeiten von unter 2:20 Stunden.

 

Amos Kipruto gewann das Rennen, das zu der World Marathon Majors-Serie gehört, in 2:04:39 Stunden. Der 30-jährige WM-Dritte von 2019 feierte bei sehr guten Wetterbedingungen den größten Sieg seiner Karriere. Auf den Plätzen zwei und drei folgten der Äthiopier Leul Gebresilase und der Belgier Bashir Abdi in 2:05:12 beziehungsweise 2:05:19. Als Fünfter lief Kenenisa Bekele (Äthiopien) mit 2:05:53 einen Master-Weltrekord in der Altersklasse ab 40 Jahre.

 

Rund 40.000 Läufer waren bei guten Wetterbedingungen beim London-Marathon an den Start gegangen.

 

Das Rennen der Frauen

 

Eine achtköpfige Spitzengruppe hatte die Halbmarathonmarke nach 68:46 Minuten erreicht, nachdem kurz zuvor die Tempomacherin für die erste Gruppe aus dem Rennen gegangen war. Während die Äthiopierin Hiwot Gebrekidan kurz darauf den Kontakt verlor, waren an der 30-km-Marke nach 1:37:52 Stunden die anderen sieben Läuferinnen noch zusammen. Zehn Kilometer vor dem Ziel gab es eine Schrecksekunde für Yalemzerf Yehualaw. Am Ende der Gruppe laufend, übersah sie eine Bodenschwelle in einer verkehrsberuhigten Zone und stürzte. Doch sie war sofort wieder auf den Beinen und fand schnell wieder Anschluss an die Spitzengruppe, aus der dann die frühere Kenianerin Joan Melly (Rumänien) und Ashete Bekere sowie kurze Zeit später vor 35 km auch Sutume Kebede (beide Äthiopien) herausfielen.

 

Vier Läuferinnen lagen nun an der Spitze: Neben Yalemzerf Yehualaw waren dies die Vorjahressiegerin Joyciline Jepkosgei, Alemu Megertu und Judith Korir. Die Kenianerin, die bei den Weltmeisterschaften im Juli in Eugene (USA) die Silbermedaille gewonnen hatte, war ursprünglich eigentlich nur als Tempomacherin in London vorgesehen. Nach dem Ausfall mehrerer Eliteläuferinnen, darunter auch die Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia/2:14:04), wurde sie kurzfristig überzeugt, die komplette Distanz zu laufen.

 

Rund sechs Kilometer vor dem Ziel übernahm dann Yalemzerf Yehualaw die Initiative und forcierte nach und nach das Tempo. Nur Joyciline Jepkosgei konnte zunächst noch mithalten, doch nach Kilometer 37 war auch die Kenianerin geschlagen. Yalemzerf Yehualaw lief zu einem letztlich souveränen Sieg, dem größten ihrer bisherigen Karriere. „Ich hatte keine Probleme mit der Tempoverschärfung in der Schlussphase. Ich bin das erste Mal in London gelaufen, es war ein sehr schönes Rennen“, sagte die 23-Jährige, die zur jüngsten Siegerin in der Geschichte des Rennens wurde. Mit ihrer Siegzeit von 2:17:26 verpasste sie ihre Hamburger Debüt-Bestzeit um lediglich drei Sekunden und den Weltrekord für reine Frauen-Rennen um 25 Sekunden (seit einigen Jahren führt der internationale Leichtathletik-Verband eine zusätzliche Bestzeit für Rennen ohne männliche Tempomacher). Die Kenianerin Mary Keitany war 2017 in London 2:17:01 gelaufen. Der Streckenrekord von Paula Radcliffe (Großbritannien) steht bei 2:15:25. Sie lief 2003 mit männlichen Tempomachern. „Mir war bewusst, dass wir zeitweise auf Weltrekord-Kurs lagen, aber ich habe mich einfach nur darauf konzentriert, so schnell wie möglich zu laufen“, sagte Yalemzerf Yehualaw.

 

Auch in der Breite der absoluten Spitze waren die Frauen-Ergebnisse in London hervorragend. Hinter den Top-Drei erreichten auch Judith Korir (2:18:43), Joan Melly (2:19:27) und Ashete Bekere (2:19:30) noch Zeiten von unter 2:20 Stunden. Sechs Ergebnisse unter dieser Zeit-Barriere gab es in einem Rennen bisher nur einmal, in Valencia 2020.

 

Das Rennen der Männer

 

Im Männerrennen hatte eine siebenköpfige Spitzengruppe an der Halbmarathon-Marke mit einer Zwischenzeit von 62:14 Minuten bereits einen großen Vorsprung von über zwei Minuten. Es gab wie erwartet keinen Angriff auf den hochkarätigen Streckenrekord von Eliud Kipchoge (Kenia), der das Rennen 2019 in 2:02:37 gewonnen hatte. Statt dessen blieb die Führungsgruppe aber noch längere Zeit zusammen. Kilometer 30 erreichten die Läufer nach 1:28:49 Stunden.

 

Zehn Kilometer vor dem Ziel war es dann Kenenisa Bekele, der das Tempo nicht mehr halten konnte. Der zweitschnellste Marathonläufer aller Zeiten (2:01:41) lief aber trotzdem das beste Rennen seit seiner Bestzeit in Berlin 2019. Sein großes Ziel im letzten Karriereabschnitt, den Marathon-Weltrekord zu brechen, hat er nicht mehr erreichen können. Doch in London reichte es wenigsten zu einem „kleinen Weltrekord“: Der inzwischen 40-jährige Kenenisa Bekele brach als Fünfter mit 2:05:53 die Bestzeit der Master-Klasse. Der Spanier Ayad Lamdassem hielt diese Marke zuvor mit einer Zeit von 2:06:25, die er im Februar in Sevilla gelaufen war.

 

Bei Kilometer 35 (1:43:54) lagen immer noch sechs Läufer an der Spitze: Neben Amos Kipruto, Leul Gebresilase und Bashir Abdi waren dies noch die Äthiopier Kinde Atanaw, Birhanu Legese und der Titelverteidiger Sisay Lemma. Legese setzte sich dann zunächst an die Spitze, doch es war Kipruto der konterte und sich dann vier Kilometer vor dem Ziel entscheidend absetzen konnte. Mit 2:04:39 Stunden hatte er am Ende eine Vorsprung von 33 Sekunden und war der einzige, der eine Zeit von unter 2:05 Stunden erreichte. Nur zweieinhalb Monate nach seinem dritten Platz bei der WM lief der Belgier Bashir Abdi auch in London auf Rang drei. Er war nach 2:05:19 hinter Leul Gebresilase (2:05:12) im Ziel.

 

„Ich bin das erste Mal in London gelaufen, und es war ein sehr gutes Rennen für mich. Ich war bereit für eine solche Leistung, denn ich bin perfekt vorbereitet an den Start gegangen“, sagte Amos Kipruto, der im März beim Tokio-Marathon hinter Eliud Kipchoge Zweiter war und dort mit 2:03:13 seine Bestzeit aufgestellt hatte. „Eliud Kipchoge ist eine Inspiration für uns alle und eine Legende für die junge Generation kenianischer Läufer. Er läuft auf einem anderen Level und ich würde gerne in seine Fußstapfen treten. Er ist auch ein Mentor für mich“, sagte Amos Kipruto.

 

Ergebnisse, Männer:

  1. Amos Kipruto KEN 2:04:39
    2. Leul Gebresilase                ETH    2:05:12
    3. Bashir Abdi                        BEL     2:05:19
    4. Kinde Atanaw                     ETH    2:05:27
    5. Kenenisa Bekele                ETH    2:05:53
    6. Birhanu Legese                 ETH    2:06:11
    7. Sisay Lemma                     ETH    2:07:26
    8. Brett Robinson                   AUS    2:09:52
    9. Weynay Ghebresilasie      GBR    2:11:57
    10. Philip Sesemann              GBR    2:12:10

 

Frauen:

  1. Yalemzerf Yehualaw ETH 2:17:26
    2. Joyciline Jepkosgei            KEN    2:18:07
    3. Alemu Megertu                  ETH    2:18:32
    4. Judith Korir                         KEN    2:18:43
    5. Joan Melly                          ROU    2:19:27
    6. Ashete Bekere                   ETH    2:19:30
    7. Mary Ngugi                        KEN    2:20:22
    8. Sutume Kebede                 ETH    2:20:44
    9. Ai Hosoda                          JPN     2:21:42
    10. Rose Harvey                    GBR    2:27:59

 

Text: race-news-service.com

Fotos: TCS London Marathon

Amos Kipruto feiert in London den größten Sieg seiner Karriere. Foto: TCS London Marathon