Bereits dreimal wurde in Ras Al Khaimah der Halbmarathon-Weltrekord bei den Frauen gebrochen – so oft wie nirgendwo anders. Wenn das hochkarätige Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten am frühen Sonnabendmorgen gestartet wird, wollen zwei Äthiopierinnen die aktuelle globale Bestzeit angreifen: Ejgayehu Taye und Girmawit Gebrzihair. Beide weisen zufällig mit 64:14 Minuten identische Bestzeiten über die 21,0975-km-Distanz auf. Sie müssten sich allerdings sehr deutlich steigern, um in Ras Al Khaimah an den Weltrekord ihrer Landsfrau Letesenbet Gidey heranzukommen, die 2021 in Valencia 62:52 erreichte. Bei den Männern geht der Kenianer Isaia Lasoi, der eine Weltklasse-Bestzeit von 58:10 Minuten aufweist, als Favorit ins Rennen.
„Girmawit will versuchen, den Weltrekord anzugreifen“, übersetzt Ftaw Zeray für ihre Landsfrau, mit der sie zeitweise in Addis Abeba zusammen trainiert. Zeray selbst wird das Weltrekord-Tempo jedoch nicht mitlaufen. „Ich möchte meine Bestzeit von 66:04 unterbieten und ein Ergebnis im Bereich von 64 oder 65 Minuten erreichen. Ich bin diese PB hier in Ras Al Khaimah vor zwei Jahren gelaufen und weiß, dass die Strecke sehr gut ist für Topzeiten“, sagt Ftaw Zeray.
Girmawit Gebrzihair kehrt als Streckenrekordlerin zurück zum Ras Al Khaimah-Halbmarathon. Vor drei Jahren hatte sie das Rennen in 64:14 gewonnen. Dass sie in außerordentlich starker Form ist, bewies sie vor kurzem in Valencia. In einem 10-km-Rennen erreichte sie als Zweite die Weltklassezeit von 29:34 Minuten. „Wenn sie mit einer solchen Leistung hier an den Start geht, wird sie ein enormes Selbstvertrauen haben“, sagt die frühere britische Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die das Rennen am Sonnabend als Kommentatorin des Live Streams verfolgen wird.
Ejgayehu Taye ist erst einen Halbmarathon gelaufen und hat dabei in Valencia im vergangenen Oktober auf Anhieb 64:14 Minuten erreicht. Sie war bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Paris Sechste im 5.000-m-Finale und hatte 2023 zwei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen: über 5.000 m auf der Bahn und 5 km auf der Straße. Obwohl die Strecke mit Start und Ziel auf der künstlichen Marjan-Insel von Ras Al Khaimah superflach ist und die Wetterbedingungen voraussichtlich hervorragend sein werden, wäre es eine Überraschung, wenn der Weltrekord tatsächlich fallen würde. Denn die aktuelle Marke von 62:52 Minuten ist alles andere als ein „weicher“ Rekord.
Während bei den Frauen neun Läuferinnen mit Bestzeit von unter 67:00 Minuten auf der Startliste stehen, sind bei den Männern schon zehn Athleten unter einer Stunde gelaufen. Isaia Lasoi lief in Kopenhagen im September 2024 als Dritter seine Bestzeit von 58:10 und führt damit die Liste vor den Äthiopierin Gemechu Dida (58:39) und Andamlak Belihu (58:54) an. „Ich möchte am Sonnabend gewinnen, eine Zeit unter 58:00 Minuten wäre schön“, sagte Isaia Lasoi. Der Kenianer könnte dann den Streckenrekord brechen, den Jacob Kiplimo (Uganda) 2022 mit 57:56 aufstellte.
Favoriten mit Bestzeiten
MÄNNER:
Isaia Lasoi KEN 58:10
Gemechu Dida ETH 58:39
Andamlak Belihu ETH 58:54
Nicholas Kipkorir KEN 59:02
Nibret Melak ETH 59:06
Hillary Kipkoech KEN 59:22
Brian Kwemoi KEN 59:26
Mohamed Esa ETH 59:32
Alex Matata KEN 59:37
Gerba Dibaba ETH 59:38
Chimdessa Debele ETH 60:15
Haftamu Gebresilase ETH 60:27
Vincent Yegon KEN 60:50
FRAUEN:
Ejgayehu Taye ETH 64:14
Girmawit Gebrzihair ETH 64:14
Judy Kemboi KEN 65:43
Ftaw Zeray ETH 66:04
Jesca Chelangat KEN 66:13
Bekelech Gudeta ETH 66:35
Gete Alemayehu ETH 66:37
Betelihem Afenigus ETH 66:46
Brillian Jepkorir KEN 66:56
Veronica Loleo KEN 67:08
Adane Anmaw ETH 67:47
Dawit Seyaum ETH 67:52
Lemlem Hailu ETH 68:50
Chimdesa Kumsa ETH Debüt
Text: Jörg Wenig
Foto: Giancarlo Colombo / RAK Halbmarathon