2. Dezember 2024 | Running-News

Fitwi bricht deutschen Marathon-Rekord, Debütant Sawe gewinnt in Valencia

Samuel Fitwi hat beim Valencia-Marathon sensationell den deutschen Rekord von Amanal Petros gebrochen. Der 28-jährige Langstreckenläufer stürmte nach 2:04:56 Stunden ins Ziel und unterbot damit die nationale Bestzeit haarscharf um zwei Sekunden. Petros war 2023 in Berlin 2:04:58 gelaufen. Samuel Fitwi, der für den Verein Silvesterlauf Trier startet, belegte damit in dem hochklassigen Feld einen starken neunten Platz und wurde zum achtschnellsten Läufer in Europa aller Zeiten.

 

Bei insgesamt sehr guten Wetterbedingungen gewann Kenias Debütant Sabastian Sawe das Rennen überraschend mit einer Weltklassezeit von 2:02:05 Stunden und platzierte sich damit auf Anhieb auf Rang fünf in der Liste der schnellsten Athleten aller Zeiten. Der Halbmarathon-Weltmeister stellte zudem eine Jahresweltbestzeit auf. Die Plätze zwei und drei belegten Deresa Geleta (Äthiopien) und Daniel Mateiko (Kenia), die 2:02:38 beziehungsweise 2:04:24 liefen. Als Fünfter erreichte der 42-jährige Schweizer Tadesse Abraham mit 2:04:40 im letzten Marathonrennen seiner Karriere einen nationalen Rekord. Zehn Läufer erreichten auf der schnellen Strecke in Valencia Zeiten von unter 2:05:00.

 

Bei den Frauen siegte die Äthiopierin Megertu Alemu, die mit 2:16:49 eine Weltklassezeit erreichte. Noch zwei weitere Läuferinnen blieben unter 2:20:00 Stunden: Stella Chesang (Uganda) folgte als Zweite in 2:18:26 vor Tiruye Mesfin (Äthiopien), die nach 2:18:35 im Ziel war.

 

Die Spitzengruppe der Männer lief von Anfang an ein Tempo, das im Bereich von einer Zielzeit von 2:02:30 Stunden lag. Nach 29:03 Minuten passierte die Gruppe den 10-km-Punkt, die Halbmarathon-Marke wurde nach 61:18 erreicht. Zu diesem Zeitpunkt lief Kenenisa Bekele noch in der ersten Gruppe mit. Doch bald darauf verlor der 42-jährige äthiopische Rekordhalter (2:01:41) den Kontakt zur Spitze und nach der 30-km-Marke gab er auf.

 

Kurz nachdem die Spitzengruppe den 30-km-Punkt in 1:27:22 Stunden passiert hatte, konnte auch der Titelverteidiger Sisay Lemma das Tempo nicht mehr halten und fiel zurück. Der Äthiopier, der vor einem Jahr den Streckenrekord auf 2:01:48 verbessert hatte, dann beim Boston-Marathon triumphiert hatte und auf Olympia verletzungsbedingt verzichten musste, hatte bei 35 km bereits einen Rückstand von fast einer Minute und wurde am Ende Zehnter. Sieben Kilometer vor dem Ziel lief Daniel Mateiko unmittelbar vor Deresa Geleta und Sabastian Sawe an der Spitze, doch dann war es Sawe, der sich mit einer Tempoverschärfung entscheidend absetzte. Der Halbmarathon-Weltmeister lief Kilometer 37 in 2:45 und den folgenden Abschnitt in 2:48. Am Ende rannte der 29-Jährige mit 2:02:05 das zweitschnellste Marathon-Debüt aller Zeiten. Schneller war nur der zwischenzeitlich verstorbene Marathon-Weltrekordler Kelvin Kiptum (Kenia), der vor zwei Jahren in Valencia mit 2:01:53 gewonnen hatte.

 

Die ersten Zwischenzeiten zeigten, dass Samuel Fitwi in Valencia eine Jagd auf den deutschen Rekord von Amanal Petros startete. Kilometer 10 passierte er in der zweiten Gruppe laufend in 29:31, die Halbmarathon-Marke erreichte er nach 62:12. In der Folge verlor er einige Sekunden und bei Kilometer 35 lag er mit 1:43:46 ganz knapp außerhalb der nationalen Bestzeit. „Ich hatte meine Uhr aber immer im Blick und bei Kilometer 39 wusste ich, es sind noch rund zehn Minuten zu rennen – ich sah, dass der Rekord erreichbar war“, sagte Samuel Fitwi, der die fehlenden Sekunden wieder aufholte, eine starke Schluss-Offensive zeigte und mit 2:04:56 ganz knapp unter der Marke von Amanal Petros blieb. „Das ist natürlich ein großer Erfolg für mich, ich bin absolut happy. Aber auch wenn ich 2:05 gelaufen wäre, wäre ich froh gewesen.“ Samuel Fitwi krönte in Valencia ein für ihn sensationelles Jahr. In Dubai hatte er sich zunächst im Januar überraschend auf 2:06:27 Stunden gesteigert und für Olympia qualifiziert. Dort erreichte er im August einen starken 15. Platz, nachdem er zuvor Fünfter im Halbmarathon bei den Europameisterschaften war.

 

Ein starke Leistung zeigte einmal mehr Europameister Richard Ringer (LC Relingen), der als 14. mit einer persönlichen Bestzeit von 2:05:47 ins Ziel lief. Vor einem Jahr hatte er sich mit einer Steigerung auf 2:07:05 Stunden in Valencia für Olympia qualifiziert, wo er Platz zwölf belegte. Nun verbesserte sich Richard Ringer um deutlich über eine Minute und unterbot zudem als dritter deutscher Läufer nach Samuel Fitwi und Amanal Petros auch die Norm für die Weltmeisterschaften 2025 in Tokio.

 

Für Simon Boch reichte es in Valencia in seinem einzigen Marathonlauf dieses Jahres nicht zu der erhofften persönlichen Bestzeit. Der Läufer der LG Telis Finanz Regensburg belegte Rang 30 in 2:09:46. Nils Voigt (TV Wattenscheid) lief ein ordentliches Debüt über die 42,195 km und erreichte auf Platz 38 eine Zeit von 2:10:34. Johannes Motschmann (SCC Berlin) ging gut zwei Monate nach seinem Lauf beim Berlin-Marathon schon nach der 15-km-Marke aus dem Rennen.

 

Das Rennen der Frauen lief lange Zeit auf ein Ergebnis im Bereich von 2:14:30 bis 2:14:45 Stunden hinaus. Doch im letzten Teil konnte Megertu Alemu, die die Halbmarathon-Marke nach 67:15 passiert hatte, das Tempo nicht mehr halten und auch der Streckenrekord von ihrer äthiopischen Landsfrau Amane Shankule (2:14:58) geriet außer Reichweite. Während Shankule zwar angekündigt war, aber nicht startete, lief Alemu schließlich nach hochklassigen 2:16:49 ins Ziel. Stella Chesang, die bis zur Halbmarathon-Marke noch mit Alemu Schritt mitgehalten hatte, verbesserte als Zweite ihren ugandischen Landesrekord auf 2:18:26.

 

Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) lief zunächst ein Tempo, das auf eine persönliche Bestzeit hindeutete. In Valencia war sie vor einem Jahr 2:24:32 gelaufen. Die Halbmarathon-Marke passierte sie nach 71:52 Minuten. Doch in der Folge wurde sie langsamer und gab das Rennen nach der 30-km-Marke auf. Bereits Ende Oktober war Laura Hottenrott in Frankfurt nicht ins Ziel gekommen. Beste deutsche Läuferin war in Valencia Hanna Gröber (PSV Tübingen), die bei ihrem Debüt auf Rang 34 eine Zeit von 2:35:47 erreichte.

 

Ergebnisse

 

Männer:

  1. Sabastian Sawę KEN 2:02:05
  2. Deresa Geleta ETH 2:02:38
  3. Daniel Mateiko KEN 2:04:24
  4. Alphonce Simbu TAN 2:04:38
  5. Tadesse Abraham SUI 2:04:40
  6. Chimdessa Debele ETH 2:04:44
  7. Maru Teferi ISR 2:04:45
  8. Hillary Kiokoech KEN 2:04:45
  9. Samuel Fitwel GER 2:04:56
  10. Sisay Lemma ETH 2:04:59

 

Frauen:

  1. Megertu Alemu ETH 2:16:49
  2. Stella Chesang UGA 2:18:26
  3. Tiruye Mesfin ETH 2:18:35
  4. Evaline Chirchir KEN 2:20:33
  5. Majida Maayouf ESP 2:21:43
  6. Chimdesa Kumsa ETH 2:21:54
  7. Laura Luengo ESP 2:22:31
  8. Isobel Batt-Doyle AUS 2:22:59
  9. Moira Stewartova CZE 2:23:44
  10. Sara Hall USA 2:23:45

 

Entwicklung des deutschen Marathon-Rekordes der Männer seit 1988

 

2:04:56            Samuel Fitwi               Silvesterlauf Trier                   Valencia          1.12.2024

2:04:58            Amanal Petros                        SCC Berlin                              Berlin              24.9.2023

2:06:27            Amanal Petros                        TV Wattenscheid                    Valencia          5.12.2021

2:07:18            Amanal Petros                        TV Wattenscheid                    Valencia          6.12.2020

2:08:33            Arne Gabius                LTH Marathon Hamburg        Frankfurt         25.10.2015

2:08:47            Jörg Peter                   SC Einheit Dresden                Tokio               14.2.1988

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Fotos: Helmut Winter, privat

Samuel Fitwi und Richard Ringer freuen sich in Valencia über großartige Zeiten. Foto: privat