26. Oktober 2024 | Marathon-News

Team Masai: Familienpower für 42,195 Kilometer

Familie Masai trifft sich in Frankfurt zum gemeinsamen Sonntagmorgenlauf. Das hat rein gar nichts mit gemütlichem Jogging zu tun. Sondern ist Hochleistungssport pur. Magdalyne Masai, eine der Favoritinnen auf den Sieg, Linet Masai, ihre Schwester, die 10.000-Meter-Weltmeisterin von 2009, und Jake Robertson, Magdalynes Ehemann mit einer Marathon-Bestzeit von 2:08:26 Stunden, haben große Ziele.

 

Solch eine Familien-Angelegenheit auf Weltklasse-Niveau ist einmalig in der Frankfurter Marathongeschichte, und wohl auch weit darüber hinaus. Magdalyne Masai ist voller Vorfreude: „Es war seit langem mein Traum, dass wir einmal gemeinsam einen Marathon laufen. Wir Schwestern werden uns unterstützen und nicht gegeneinander laufen.“

 

Die Masai-Schwestern leben in Kenia an unterschiedlichen Orten: Magdalyne in Iten, Linet in Kaptagat. „Wir sehen uns jetzt in Frankfurt zum ersten Mal seit mehreren Monaten wieder. Früher waren wir einander täglich sehr nahe und haben im selben Zimmer geschlafen“, so Magdalyne und lacht.

 

Linet Masai bereitete sich unter Anleitung von Patrick Sang, der unter anderen Eliud Kipchoge trainiert, auf den Mainova Frankfurt Marathon vor. „Der Übergang von der Bahn zum Marathon war herausfordernd für mich“, sagte die Mutter zweier Töchter im Alter von drei und sieben Jahren. „Linet hat mit der Familie viel mehr Arbeit als ich. Sie hat zwei Kinder, ich eines“, so Magdalyne.

 

Im Familienleben von Magdalyne und Jake, deren Sohn Jake jr. im Juli 2021 zur Welt kam, ist das Laufen allgegengewärtig. Jake Robertson, der aus Neuseeland stammt, machte den Heiratsantrag mit einem Kniefall im Ziel des Great North Runs 2017. „Zu Beginn haben wir oft über das Training diskutiert“, so Jake. „Ich habe viel von Brother Colm gelernt, zum Beispiel wie man als Läufer ein Gym nutzt, damit es einem hilft. Das wollte ich an Magdalyne weitergeben. Aber es gibt ein Leben außerhalb des Sports. Man muss es auch einmal gut sein lassen.“

 

Magdalyne und Linet sind nicht die einzigen unter zehn Masai-Geschwister, die zu Weltklasseleistungen auf der Straße imstande sind. Zwei ihrer Brüder erreichten ebenfalls Toplevel. Moses Masai, 38, der WM-Dritte über 10.000 Meter von 2009, war bereits beim Mainova Frankfurt-Marathon am Start. Zum Ende seiner Karriere holte er hier 2016 den neunten Platz. Im Aufstieg begriffen ist Alex Masai. Der 27-Jährige lief vor zwei Wochen in Chicago in 2:08:51 seiMarathondebüt. Der Familienausflug zum Mainova Frankfurt-Marathon könnte nächstes Jahr also sogar noch größer ausfallen.

 

Die Masai-Schwestern und Jake Robertson in Kurzporträts

 

Magdalyne, 30, war bereits Marathonsiegerin in Wien und Toronto. Sie hat eine persönliche Bestzeit von 2:22:16 Stunden und ist die aussichtsreichste kenianische Läuferin im Elitefeld. Selbst sieht sie sich selbst in der besten Form ihres Lebens. Eine Zeit unter 2:20 Stunden und ein Platz möglichst weit oben am Podium sind ihre Ziele.

 

Für Linet Masai, 34, geht es darum, ihre herausragenden Leistungen von der Bahn und vom Crosslauf auch im Marathon umzusetzen. Ihre Bestzeit von 2:23:46 sollte sie deutlich steigern können. Zusätzlich zum Weltmeistertitel von Berlin 2009 holte sie Bronze bei den Olympischen Spielen in Beijing 2008. In diesem Rennen erzielte sie den nach wie vor gültigen U20-Weltrekord von 30:26,50 Minuten. Bei der WM 2011 gewann sie eine weitere Bronzemedaille über 10.000 Meter. Zudem war sie dreimal Vize-Weltmeisterin im Crosslauf.

 

Jake Robertson, 34, könnte als einer der stärksten nicht-afrikanischen Läufer eine Rolle spielen. Der Neuseeländer verließ im Alter von 17 Jahren sein Heimatland, um in Kenia mit den besten Läufern der Welt zu trainieren. Im 10-km-Straßenlauf ist er mit 27:28 Minuten der Ozeanien-Rekordhalter. Im Halbmarathon lief er einige Male haarscharf an die 60 Minuten heran. Seine Marathonbestzeit von 2:08:26 Stunden hat er 2018 beim Lake Biwa Marathon in Japan erzielt. „Meine Form ist sehr gut. Seit 3-4 Wochen bin ich etwas besorgt. Ich musste mein Training stoppen, bin aber jetzt wieder zurück im Laufen“, sagte er.