14. Oktober 2024 | Running-News

Ruth Chepngetich läuft 2:09:56-Fabel-Weltrekord in Chicago

Ruth Chepngetich hat in Chicago die Marathon-Traum-Barriere der Frauen durchbrochen: Die Kenianerin pulverisierte den Weltrekord mit einer Zeit von 2:09:56 Stunden und blieb damit völlig überraschend und sensationell als erste unter 2:10:00. Damit verbesserte die 30-jährige Kenianerin die Zeit der Äthiopierin Tigst Assefa, die vor einem Jahr in Berlin mit 2:11:53 triumphiert hatte, um fast zwei Minuten. Der Weltrekord der Frauen sprang nun innerhalb von nur 13 Monaten von 2:14:04 auf 2:09:56. Dies sind inzwischen Zeitbereiche, die viele professionelle Männer nicht erreichen und die vor einigen Jahren noch unvorstellbar waren für Frauen.

 

Die Weiterentwicklung der Laufschuhe hat sicherlich einen entscheidenden Anteil an den immer neuen Rekordleistungen, die bei den Männern auch zu einer regulären Marathonzeit von unter zwei Stunden führen werden. Vor einem Jahr war der im vergangenen Winter verstorbene Kenianer Kelvin Kiptum in Chicago 2:00:35 gelaufen. Somit hält das Rennen zurzeit beide Weltrekorde. Schnellster Mann war dieses Mal John Korir (Kenia), der mit 2:02:44 eine Weltklassezeit erreichte. Was die zusammengerechneten Siegzeiten angeht, war dieser Chicago-Marathon mit 4:12:40 Stunden das hochklassigste Rennen aller Zeiten über die 42,195 km

 

Es war bereits der dritte Sieg von Ruth Chepngetich in Chicago. Nach 2021 hatte sie 2022 in 2:14:18 triumphiert und dabei den damaligen Weltrekord um lediglich 14 Sekunden verpasst. Die Marathon-Weltmeisterin von 2019 hatte 2021 in Istanbul einen Halbmarathon-Weltrekord aufgestellt (64:02 Minuten), der inzwischen aber wieder verbessert wurde. Im Frühjahr hatte Ruth Chepngetich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris verpasst. In London kam sie lediglich als Neunte nach 2:24:36 ins Ziel – jetzt war die Kenianerin in Chicago fast eine Viertelstunde schneller.

 

Aufgrund ihrer bisherigen Leistungen in diesem Jahr kam der Angriff auf den Weltrekord in Chicago überraschend. Mit einem unglaublichen Tempo stürmte Ruth Chepngetich, geführt von zwei Tempomachern, los. Nach 15:00 Minuten erreichet sie Kilometer 5 – ein Tempo, das gut ist für eine Zielzeit von 2:06:35 Stunden! Sutume Kebede (Äthiopien) war noch bis kurz vor Kilometer 10 hinter ihr, danach fiel sie zurück. Diese Marke passierte Chepngetich in 30:14 (2:07:30-Tempo). Die erste Hälfte lief die Kenianerin in 64:16. Diese Zeit wäre noch vor vier Jahren ein Halbmarathon-Weltrekord gewesen. Normalerweise brechen Athleten, die im Marathon derart „über-pacen“ in der zweiten Hälfte ein. Doch das passierte Ruth Chepngetich nicht. Sie wurde langsamer, aber nicht gravierend.

 

Ihre nächsten Zwischenzeiten von 1:16:17 (25 km) und 1:31:49 (30 km) könnten als Weltbestzeiten anerkannt werden, sofern an diesen Punkten offizielle Zeiten gestoppt wurden und die entsprechenden Regeln eingehalten wurden. Über 1:47:32 (35 km) lief Ruth Chepngetich dann zum Weltrekord. „Es war immer mein Traum, den Weltrekord im Marathon zu brechen – dafür habe ich gekämpft. Das Wetter war heute perfekt und ich war sehr gut vorbereitet. Daher hatte ich den Weltrekord im Kopf. Ich widme diesen Rekord Kelvin Kiptum“, sagte Ruth Chepngetich, die in der Gesamtwertung in Chicago hinter zehn Männern als Elfte ins Ziel lief und über sieben Minuten Vorsprung hatte auf die zweitplatzierte Sutume Kebede (2:17:32). Dritte wurde Irine Cheptai (Kenia), die mit 2:17:51 ebenso noch eine Top-Zeit erreichte.

 

Der Weltrekord von Ruth Chepngetich ist nun schneller als eine Reihe von Männer-Landesrekorden: So steht zum Beispiel die österreichische Bestzeit von Peter Herzog bei 2:10:06 und der finnische Rekord von Jane Holmen bei 2:10:46.

 

Im Rennen der Männer hatten zehn Läufer hinter den Tempomachern die Halbmarathon-Marke nach 62:19 Minuten passiert. Als die „Hasen“ ausgestiegen waren, machte John Koriri rund zehn Kilometer vor dem Ziel Druck und setzte sich ab. Bei 35 km (1:42:19) hatte er bereits 29 Sekunden Vorsprung auf eine vierköpfige Gruppe mit Huseydin Esa, Jemal Yimer (beide Äthiopien), Amos Kipruto und Vincent Ngetich (beide Kenia). „Das war ein sehr gutes Rennen für mich“; sagte John Korir. „Ich freue mich auch, dass Ruth den Frauen-Weltrekord zurück nach Kenia geholt hat.“

 

Ergebnisse

 

Männer:

  1. John Koriri KEN 2:02:44
  2. Huseydin Esa ETH 2:04:39
  3. Amos Kipruto KEN 2:04:50
  4. Vincent Ngetich KEN 2:05:16
  5. Daniel Ebenyo KEN 2:06:04
  6. Kyohei Hosoya JPN 2:07:20
  7. C J Albertson USA 2:08:17
  8. Toshiki Sadakata JPN 2:08:22

 

Frauen:

  1. Ruth Chepngetich KEN 2:09:56
  2. Sutume Kebede ETH 2:17:32
  3. Irine Cheptai KEN 2:17:51
  4. Buze Diriba ETH 2:20:22
  5. Joyciline Jepkosgei KEN 2:20:51
  6. Degitu Azimeraw ETH 2:20:52
  7. Susanna Sullivan USA 2:21:56
  8. Ashete Bekere Dido ETH 2:23:10

 

Die Weltrekord-Entwicklung bei den Frauen seit 1985

 

2:21:06            Ingrid Kristiansen (NOR)       London            1985

2:20:47            Tegla Loroupe (KEN)             Rotterdam       1998

2:20:43            Tegla Loroupe (KEN)             Berlin               1999

2:19:46            Naoko Takahashi (JPN)        Berlin               2001

2:18:47            Catherine Ndereba (KEN)     Chicago          2001

2:17:18            Paula Radcliffe (GBR)           Chicago          2002

2:15:25            Paula Radcliffe (GBR)           London            2003

2:14:04            Brigid Kosgei (KEN)               Chicago          2019

2:11:53                        Tigst Assefa (ETH)                Berlin               2023

2:09:56            Ruth Chepngetich (KEN)       Chicago          2024

 

Text: Jörg Wenig / Race News Service

Foto: Bank of America Chicago Marathon / Kevin Morris

Ruth Chepngetich durchbrach in Chicago sensationell die 2:10-Stunden-Barriere. Foto: Bank of America Chicago Marathon / Kevin Morris