Vorschau auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften (Teil 1): Die Bahnrennen der Frauen
Am Sonnabend beginnen in Budapest die neuntägigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Hier lesen Sie in drei Teilen die Vorschauen auf die Lauf-Wettbewerbe, von den 800 Metern bis zum Marathon.
10.000 m
Finale: 19. August, 20.55 Uhr
Es könnte zu einem großen Dreikampf kommen über die 25-Runden-Distanz in Budapest. Im ersten großen Lauf-Finale dieser WM treffen am Eröffnungstag die Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande), die Weltmeisterin Letesenbet Gidey (Äthiopien) und die Äthiopierin Gudaf Tsegay, die mit einer Zeit von 29:29,73 Minuten die Jahresweltbestenliste anführt, aufeinander. Während Hassan und Tsegay ihre einzigen beiden Rennen in dieser Saison über 10.000 m jeweils gewannen, ist die Titelverteidigerin Gidey diese Strecke 2023 noch nicht gelaufen. In diesem Finale ist keine deutschen Läuferinnen vertreten. Aus europäischer Sicht ist Eilish McColgan interessant. Die Britin zeigte früh im Jahr starke Form mit nationalen Rekorden über 10.000 m (30:00,86) sowie im Halbmarathon in Berlin (65:43), war dann aber lange verletzt und ist nicht mehr gestartet.
5.000 m
Vorläufe: 23. August, 11.10 Uhr
Finale: 26. August, 20.50 Uhr
Die Läuferin des Sommers ist bisher Faith Kipyegon. Die Kenianerin hat im Juni und Juli gleich drei Weltrekorde gebrochen: Zunächst lief sie über 1.500 m 3:49,11 Minuten, dann folgten sensationelle 14:05,20 über 5.000 m, und schließlich stürmte sie über die Meile zu einer Zeit von 4:07,64. Faith Kipyegon wird zum ersten Mal bei einer großen Meisterschaft über 5.000 m antreten und will natürlich auf Anhieb gewinnen. Voraussichtlich wird sie auf die Olympiasiegerin Sifan Hassan treffen, die neben den 10.000 m wohl die 5.000 m laufen dürfte. Hassan ist zwar auch über 1.500 m gemeldet, da sie sich jedoch auf den Chicago-Marathon Anfang Oktober vorbereitet, wäre ein Mittelstreckenstart überraschend. Die ehemalige Weltrekordlerin Letesenbet Gidey gehört ebenso zu den Favoritinnen wie ihre äthiopische Landsfrau Gudaf Tsegay, die als Titelverteidigerin antritt. Deutschlands Rekordhalterin Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen/14:26,76), die vor einem Jahr in München bei der EM zum Titel gestürmt war, muss aufgrund von Fußproblemen auf den WM-Start verzichten. Daher sind auch über 5.000 m keine deutschen Läuferinnen am Start.
1.500 m
Vorläufe: 19. August, 13.15 Uhr
Halbfinale: 20. August, 17.05 Uhr
Finale: 22. August, 21.30 Uhr
Faith Kipyegon ist die Frau, die es über 1.500 m zu schlagen gibt. Die Kenianerin hat in den letzten Jahren über diese Distanz alles gewonnen: Zweimal wurde sie Olympiasiegerin (2016 und 2021) sowie im vergangenen Jahr auch Weltmeisterin. Zudem ist Faith Kipyegon seit Anfang Juni auch die Weltrekordlerin über diese Strecke (3:49,11 Minuten). Während ein Start von Sifan Hassan eher unwahrscheinlich ist (siehe 5.000 m), zählen die Britin Laura Muir und die Irin Ciara Mageean zu jenen Läuferinnen, die mit den äthiopischen Starterinnen um eine Medaille kämpfen können. Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) musste verletzungsbedingt passen. Für die Deutsche Meisterin Katharina Trost (LG Stadtwerke München) geht es darum, vielleicht das Halbfinale zu erreichen.
800 m
Vorläufe: 23. August, 10.05 Uhr
Halbfinale: 25. August, 20.25 Uhr
Finale: 27. August, 20.45 Uhr
Die US-Amerikanerin Aything Mu und die Britin Keely Hodgkinson stürmten 2021 sensationell in die Weltspitze und waren dann sowohl bei den Olympischen Spielen 2021 als auch den Weltmeisterschaften 2022 die dominierenden 800-m-Läuferinnen. Dabei gewann jeweils die Amerikanerin, wobei die Britin jedoch immer dichter an ihre Konkurrentin herankam. In diesen Zweikampf dürfte nun in Budapest auch die Kenianerin Mary Moraa eingreifen. Aything Mu war in dieser Saison bisher noch nicht so schnell wie in den Jahren zuvor. Das könnte den Kampf um Gold noch spannender machen. Stark lief zuletzt auch die Britin Jemma Reekie. Mit Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) sind über 800 m zwei deutsche Läuferinnen vertreten. Für sie wird es darum gehen, das Halbfinale zu erreichen, was aber schwierig wird.
3.000 m Hindernis
Vorläufe: 23. August, 19.45 Uhr
Finale: 27. August, 21.10 Uhr
Jackline Chepkoech ist die einzige Läuferin, die in dieser Saison bereits unter 9:00 Minuten gelaufen ist. Die Kenianerin gewann im Juli mit 8:57,35 Minuten in London und ließ dabei ihre Landsfrau Beatrice Chepkoech, die mit 8:44,32 auch die Hindernis-Weltrekordlerin ist, recht deutlich hinter sich. Insofern spricht einiges für Jackline Chepkoech. Allerdings war in London die erst 18-jährige Äthiopierin Sembo Almayew nicht am Start. Sie steigerte sich in diesem Jahr bereits auf 9:00,71. Nicht gemeldet ist die aus Kenia stammende Titelverteidigerin Norah Jeruto (Kasachstan). Für die besten Europäerinnen, allen voran Europameisterin Luiza Gega (Albanien), wird es schwierig, in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Vize-Europameisterin Lea Meyer (Bayer Leverkusen) muss aufgrund von Rückenbeschwerden passen. Für die 21-jährige Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) – die Junioren-Europameisterin und Europameisterin der unter 23-Jährigen – wird es bei ihrer ersten interkontinentalen Meisterschaft darum gehen, Erfahrungen zu sammeln und sich möglichst gut zu schlagen.
Text: Jörg Wenig / Race News Service
Foto: www.photorun.net