Es gibt Läufer, die fallen auf. Sei es durch ihr schrilles Outfit, ihre ausladende Gestik oder ihren skurrilen (Lauf-)Stil. Aber wenn sich unter den Zuschauern schon herumgesprochen hat, dass man auf diesen einen achten solle, diesen „positiv Verrückten“, dann muss es sich um eine außergewöhnliche Erscheinung handeln. Bekannt als: Der Typ mit dem Baumstamm.
Ja, Mehmet Topyürek läuft tatsächlich Marathon mit mehr als 20 Kilogramm Holz über den Schultern. Sein Lächeln verliert er dabei nie. Seine markante Erscheinung hat ihm
den Spitznamen „Baumstamm-Babo“ eingebracht. Ein liebevoller Ausdruck dafür, wie Mehmet auf der Strecke wirkt. Ein Spaßmacher und Aufmunterer, der erschöpfte Läufer um ihn herum daran erinnert, dass sie bloß nicht ihren Spaß verlieren sollen. So schwer das nach 30 und mehr gelaufenen Kilometern auch sein mag. Wieso macht Mehmet das? Was hat ihn auf die Idee gebracht, Marathons wie ein frisch von Spinat gestärkter „Popeye“ zu laufen? Seine Antwort darauf hat viel mit intrinsischer Motivation zu tun.
Aber auch mit Humor. „Die Zuschauer an der Strecke, die klatschen und einen unterstützen, für die muss auch etwas dabei sein. Ich will sie einfach zum Lachen bringen, ihnen zeigen, dass man auch unter Schmerzen noch lachen kann“, sagt er mit breitem Grinsen. Die positive Lebenseinstellung des laufenden Spaßvogels aus Heilbronn wirkt
auf und abseits der Laufstrecke ansteckend. Selbst die Pandemie konnte daran nichts ändern. „Dadurch, dass die meisten Rennen nicht stattfinden durften, habe ich mir gedacht: Ich laufe einfach jeden Monat einen Marathon rund um ein Krankenhaus.“ Gesagt, getan. In den vergangenen Monaten organisierte Mehmet nicht nur seine Motivations- und Spendenläufe um Krankenhäuser, sondern auch einen für die Feuerwehr. „Ich wollte als Motivation für die Pflegerinnen und Pfleger laufen. Auch wenn nur 10 bis 20 Menschen zuschauen durften: Für mich spielt es keine Rolle ob 10.000 Menschen an der Strecke stehen, oder nur 10“, erzählt Mehmet.
Jetzt erwartet den Lauf-Comedian zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein großes Publikum in Frankfurt. Darauf freut er sich sehr: „Egal, wer auf dem roten Teppich einläuft, alle werden so akzeptiert, wie sie sind, und selbst der Letzte wird gefeiert.“ Einer der Letzten, das ist klar, wird unser „Baumstamm-Babo“ sein.
