8. Dezember 2019 | Marathon-News

Mehmet erntet sechseinhalb Stunden lang Jubel

Closing-Party ist, wenn auch der Baumstamm-Babo ankommt

 

„Eigentlich“, gesteht Mehmet Topyürek, „hat mich der Besenwagen schon eingeholt. Aber so etwas“, fährt er in seinem markanten schwäbischen Idiom fort, „interessiert mich überhaupt nicht.“ Mehmet hat viele, sehr viele Blicke auf sich gezogen während des Mainova Frankfurt Marathon. Dass er das Rennen mit einem mächtigen Baumstamm über der Schulter bewältigte, war spektakulär und einzigartig. Als er um 16.30 Uhr als einer der letzten Läufer die Festhalle erreichte, schüttelte er noch zehn Liegestütze aus den Armen. Um dann die finalen Meter unter begeistertem und doch staunendem Beifall zurückzulegen. Denn zur kleinen, aber feinen, vom Partner Avis präsentierten Closing-Party des Marathontages sind immer noch Dutzende Zuschauer da, um die Letzten des Läuferfeldes im Ziel zu begrüßen.

 

Mehmet versteht sich als eine Art Komiker der Läuferszene, will die Zuschauer „zum Lachen bringen“, wie er sagt – und ist deswegen bei jedem Lauf mit einem Baumstamm über der Schulter bewaffnet. Das Resultat sei: „Kein einziger Kilometer ohne Lächeln im Gesicht.“ Wer fünf Minuten nach seinem eigenen Marathon-Zieleinlauf solche Statements von sich geben kann, der scheint wahrlich keine Qualen empfunden zu haben – und wird kurzerhand zum Gesicht der Closing-Party. Kurz darauf schloss das Rolltor zur Festhalle hinter dem mit Konfetti übersäten roten Teppich und die 2019er Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon war zu Ende.

 

Für einen Moment hatte Mehmet, der Baumstamm-Babo, die Bühne für sich. „Es motiviert mich, wenn andere Leute lachen können. Das gibt mir so viel Kraft“, erzählt er strahlend. Doch ganz so einseitig solle man es nicht stehenlassen. Auch Mehmet bewältigt einen Marathon mit unglaublichen 22,5 Kilogramm auf seinen Schultern nicht völlig schmerzfrei. Es sei eher eine pragmatische Einstellung. „Egal, was die Leute sagen: Du hast bei einem Marathon immer Schmerzen. Auch wenn du ohne Baumstamm läufst“, erklärt der muskelbepackte, türkischstämmige Athlet, der sich schon aufgrund seines eindrucksvollen Barts von der Masse abhebt. Selbst Renn­direktor Jo Schindler staunte und lachte über dieses Läufer-Unikum beim Finale eines langen Lauftages. „Ohne Baumstamm hätte ich all die tollen Menschen nicht kennengelernt“, offenbarte der exzentrische Spaßmacher mit ergriffener Mimik. Da erblickte Mehmet das Podest vor der Ziellinie, entfernte kurzerhand das Konfetti und setzt sich auf das oberste Treppchen. Jeder kann beim Mainova Frankfurt Marathon ein Sieger sein.