26. September 2016 | Marathon-News

Der Stehaufmann: Ian Thomson, 51 Jahre aus Schottland

Sein erster Marathon gehört zur Bewältigung eines schweren Schicksalsschlages. Denn dieser Marathon ist seiner Tochter Nicola gewidmet. Sie starb am 25. Juni 2013 im Alter von nur 25 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, einer der tückischsten und tödlichsten Krebsarten.

Seither läuft Ian regelmäßig. „Die Bewegung, die frische Luft und der weite Blick vor meiner Haustür an der schottischen Westküste helfen mir dabei, das Unbeschreibliche zu verarbeiten.“ Mit dem Marathon möchte Ian aber auch etwas zurückgeben: an das Strathcarron Hospiz, welches die Familie in der schweren Zeit vor und nach dem Tod seiner Tochter sehr unterstützt hat. Sein ursprüngliches Ziel war es, 5.000 Pfund Spenden für das Hospiz hereinzulaufen.

In den Wochen nach dem Frankfurt Marathon sind nun am Ende 10.000 Eurp an Spenden zusammengekommen. Jeder Penny wird benötigt, um Patienten die Pflege daheim zu ermöglichen. Damit sie ihre letzten Tage im Kreise ihrer Lieben verbringen können. Am Tag vor dem großen Rennen am Main ist Ian auf dem Messegelände unterwegs. Er hat seine Startunterlagen abgeholt, er ist aufgeregt und ein bisschen nervös. Seine Frau und zwei Freunde haben ihn nach Deutschland begleitet, um ihn bei seinem ersten Marathon zu unterstützen. Sein größter Fan, seine Enkelin – die Tochter seiner verstorbenen Tochter – ist zu Hause geblieben. Sie drückt jedoch ihrem Opa fest die Daumen und feuert ihn von Schottland aus an. Seit gut 17 Monaten hat Ian sich auf den Renntag vorbereitet. Akribisch nach Trainingsplan. Sein längster Lauf, erzählt er, dauerte rund 3 Stunden. Da Ian im Schichtdienst arbeitet, ist es für ihn manchmal schwierig, das Training um die Schichten herum zu planen. Aber es lief besser als erwartet. Ian ist gut vorangekommen und hat sein Ziel  von ursprünglich unter 4 Stunden auf 3:30 herabgesetzt. Seine Knieprobleme während des Trainings hat er dank einer Physiotherapeutin wieder in den Griff bekommen. Seine Vorfreude ist jetzt riesig. Der große Tag ist gekommen, Ian fühlt sich phantastisch. Endlich kann er an den Start gehen und den Lauf für seine Tochter beginnen. Auf dem Rücken seines Laufshirts ist ein Foto seiner Tochter aufgedruckt, „In Memory of my daughter Nicola“ steht dort geschrieben.

Nach nur 3:46:15 Stunden finisht Ian seinen ersten Marathon. Überglücklich trifft der Schotte in der Festhalle ein. „Ab Kilometer 36 wurden die Beine etwas müde“, erzählte er, „aber insgesamt ist es super gelaufen. No problem at all.“
Er bedankt sich überschwänglich bei seinem Supportteam, welches ihn während des Rennens an vier verschiedenen Stellen angefeuert hat. „Aber auch die Unterstützung der Zuschauer am Streckenrand war phantastisch“, sagt der Brite. Ian hat es geschafft! Sein erster Marathon in Gedenken an seine Tochter Nicola ist Geschichte. Eine Geschichte von der er noch lange zehren wird. Eine Geschichte, die auch viele andere Läufer und Zuschauer gerührt hat.

Ian Thomson vor seinem ersten Marathon
Ian Thomson nach seinem ersten Marathon