26. September 2016 | Marathon-News

Die Zeitmanagerin: Jana Schetter, 39 Jahre aus Bad Vilbel

Laufen ist die Entdeckung ihres Lebens. „Einst habe ich in einer Gruppe getanzt, doch die festen Trainingszeiten wurden mit zwei kleinen Kindern, Job und Ehrenamt immer schwerer einzuhalten. Frustrierend“, erzählt Jana Schetter. Geh doch mal wieder Laufen, sagte sie sich – der Flexibilität und einfacheren Organisation wegen. Der Anfang geriet etwas halbherzig, doch ein gemeinsam mit ihrem Mann in weniger als zwei Stunden bewältigter Halbmarathon in Mainz war so etwas wie ihr Erweckungserlebnis. „Ich bin vom ‚Du musst mal wieder Laufen‘ dazu gekommen, das Laufen selbst als Belohnung zu sehen“, sagt Jana.

Zeit für mich. In Ruhe. Keiner der was will. Meine Musik. Mein Hörbuch. Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen oder mich völlig zu verausgaben. Ohne schlechtes Gewissen.“ Jana läuft am liebsten alleine. Manchmal springt Jana schon morgens um 5:30 in ihre Laufschuhe, um dann schon frisch geduscht zu sein, wenn der Rest der Familie erwacht. Und wenn sie Ihre 6 und 9 Jahre alten Söhne zum Fußballtraining bringt, sitzt sie in atmungsaktiven Laufklamotten am Steuer und legt parallel eine Trainingsrunde ein. Keine Zeit verlieren, in dieser Lebensphase denken wohl die meisten Eltern kleiner Kinder so. Ihre Jungs kicken, sie holte sich den Kick beim Laufen.

Nach Janas drittem erfolgreichen Halbmarathon und der Lektüre des Buches „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ von Haruki Murakami war für sie klar: keine halben Sachen mehr. Das Ziel Marathon war gefasst.

Einen Tag vor dem großen Lauf schlendert Jana über die Marathonmall. Sie ist aufgeregt und hat die Aufregung auch auf die ganze Familie übertragen. Aber sie freut sich auch auf ihren ersten Marathon. Ein Zurück gibt es jetzt eh nicht mehr. Ihre Vorbereitung zielte auf eine Zeit um vier Stunden ab. Sie will aber nicht so recht glauben, dass alles so reibungslos funktionieren wird. 35 Kilometer betrug ihr längster Lauf. In Gedanken manches Mal schon an den Einlauf in die Festhalle.

In der Festhalle nach ihrem großen Lauf steht eine überglücklich strahlende Jana. Nach 4:03:32 Stunden ist sie angekommen auf dem von Scheinwerferlicht ausgeleuchteten roten Teppich. Ihre Freude kann man fast greifen. „Die ersten 20 Kilometer waren ein Genuss, ab Kilometer 28 haben die Beine angefangen zu brennen, aber es hat sich gelohnt. Ich bin voller Glücksgefühle“, sagt Jana. Sie bedankt sich bei allen, die sie unterstützt haben – ihrer Familie und auch beim Team vom Frankfurt Marathon. Und so viel steht wohl fest: Ihr erster Lauf über die Langdistanz wird wohl nicht ihr letzter gewesen sein. „Es ist echt empfehlenswert! Wenn meine Familie mitspielt, bin ich nächstes Jahr wieder dabei. This was my day!“

Jana Schetter vor ihrem ersten Marathon
Jana Schetter nach ihrem ersten Marathon