26. September 2016 | Marathon-News

Lisa Hahner: „Mein Ziel ist es, in Frankfurt schnell zu laufen“

Lisa Hahner und Mona Stockhecke werden am Sonntag beim Frankfurt-Marathon starten, in den auch die Deutschen Meisterschaften integriert sind. Beide liefen bei dem Rennen am Main ihre persönlichen Bestzeiten. Die 25-jährige Lisa Hahner, die für Run2Sky startet und gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Anna in Gengenbach (Schwarzwald) lebt, erreichte in Frankfurt 2013 eine Zeit von 2:30:17. Seitdem hat sie verletzungsbedingt keinen Marathon abschließen können. Mona Stockhecke (LTH Hamburg Marathon) steigerte sich im vergangenen Jahr in Frankfurt auf 2:33:50. Im Frühjahr musste die inzwischen in den USA lebende Läuferin krankheitsbedingt auf einen Marathon verzichten. Lisa Hahner und Mona Stockhecke beantworteten vor dem Frankfurt-Marathon die folgenden Fragen.

Lisa, was macht Sie zuversichtlich, dass Sie nach zwei Jahren wieder einen Marathon durchstehen werden?

Lisa Hahner: Es läuft einfach gut. Ich bin seit vielen Wochen gesund und beschwerdefrei und kann exakt nach Plan trainieren. Die Kurve ist steil nach oben gegangen.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem letzten erfolgreichen Marathonrennen in Frankfurt 2013?

Lisa Hahner: Sehr viele schöne Bilder. Ich denke in diesen Tagen sehr häufig an das damalige Rennen zurück. Damals bin ich Bestzeit gelaufen und die Stimmung im Ziel war grandios. Ich liebe den Einlauf in die Festhalle und auch die Atmosphäre am Streckenrand war super. Ich wollte in diesem Jahr unbedingt zurück nach Frankfurt.

Ist es realistisch,  nun schon die Olympianorm von 2:28:30 Stunden in Angriff zu nehmen?

Lisa Hahner: Ich werde in Frankfurt so schnell laufen wie ich kann. Ob die Zeit es in den Augen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes wert sein wird, dass ich in Rio starte, werde nicht ich entscheiden. Meine Ziel ist es, schnell zu laufen und mich um ein oder zwei Minuten im Vergleich zu 2013 zu verbessern. Das scheint mir sehr gut möglich.

Fühlt es sich gerade wie ein Neustart Ihrer Karriere an nach zwei verletzungsbedingt quasi verlorenen Jahren?

Lisa Hahner: Nein, das wäre zu hoch gegriffen. Es sieht auf den ersten Blick doof aus, dass ich zwei Jahre keinen Marathon mehr bewältigt habe. Aber ich habe im Frühjahr 2014 und auch in diesem Frühjahr jeweils eine fast komplette Marathonvorbereitung absolviert, ehe die Verletzungen kamen. Es fühlt sich nicht so an, als ob ich ganz draußen gewesen bin.

Können Sie Ihre Unbekümmertheit und Freude am Laufen aufrechterhalten mit dieser Vorgeschichte mit zwei schweren Verletzungen?

Lisa Hahner: Ich glaub schon. Ich freue mich gerade deshalb so sehr auf Frankfurt, weil es für mich das Größte ist, nach 42,195 Kilometern über eine Ziellinie zu laufen.

Mona, wir erreichen Sie in den Vereinigten Staaten. Sind Sie ausgewandert?

Mona Stockhecke: Ich bin dank eines wissenschaftlichen Mobilitätsstipendiums des Schweizer Nationalfonds seit Februar beruflich in den USA. Als Wissenschaftlerin an dem „Large Lakes Observatory“ der Universität von Minnesota in Duluth darf ich mich in den kommenden zwei Jahren damit beschäftigen, wie Klima- und Umweltveränderungen in Kenia und Äthiopien über die letzten vier Millionen Jahre die menschliche Evolution und Migration nach Europa beeinflusst hat. Die Zusammenarbeit mit den europäischen, insbesondere Schweizer Kollegen und Instituten ist eng, so dass ich weiterhin beruflich in Europa sein werde.

Ihr Herbst-Marathon findet nun wieder in Frankfurt statt. Mit welchem Ziel werden Sie an der Startlinie stehen?

Mona Stockhecke: Ich habe dieses Jahr sportlich eine echte Holperpartie hinter mir, ausgehend von Komplikationen mit einer Nasennebenhöhlenoperation im Winter, gefolgt von einem Eisenmangel im Frühling. Es hat mich physisch wie auch psychisch gefordert, meine sportlichen Ziele weiterzuverfolgen, gerade weil ich mich parallel an ein neues Umfeld und eine neue Umwelt gewöhnen musste. Als ich im Sommer merkte, dass die Schlaglöcher auf der Piste tatsächlich geflickt waren und ein intensives Training erlaubten, konnte die Marathonvorbereitung beginnen. Diese verlief für mich bisher nach Wunsch. Mein Ziel für Frankfurt ist, dort anzuknüpfen, wo ich im vergangenen Herbst aufgehört habe und eine neue Bestzeit zu laufen.

Wie beurteilen Sie Ihre Chancen, in Frankfurt Deutsche Meisterin zu werden?

Mona Stockhecke: Exzellent! Natürlich bleibt Marathon ein Marathon und ich habe großen Respekt. Wenn ich allerdings meinen Tag erwische, dann ist alles möglich.

Ist das Frankfurter Rennen nach Ihrer Vorgeschichte ein besonders wichtiges, auch für den weiteren Verlauf Ihrer Karriere?

Mona Stockhecke: Primär ist es eine Etappe auf meinem Weg. Das Rennen wird meinen Status quo aufzeigen, was maßgeblich für die Planung in 2016 sein wird.  

Hat sich Ihre Doppelbelastung von Leistungssport und voller Berufstätigkeit in den USA verändert?

Mona Stockhecke: Die Erwartungen sind beruflich sicherlich nicht kleiner geworden und haben sich etwas verändert. Allerdings hat auch der Sport in den USA und gerade an den High-Schools einen viel höheren Stellenwert. Die sportliche Infrastruktur an der Uni ist hervorragend. Da wird sehr viel Wert drauf gelegt und die Rahmenbedingungen vereinfachen es für mich, Sport und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Allerdings ist es nicht leicht, eine Trainingsgruppe auf meinem Niveau zu finden. Aber insgesamt sind die Leute hier sehr sport- und laufverrückt und die Natur um mich herum einladend. Mittlerweile komme ich jetzt langsam von Entdeckungs- und Orientierungsphasen zu dem Punkt, an dem das Normale das Neue ersetzt.

Text: race-news-service.com
Fotos: photorun.net

Lisa Hahner, (c) photorun.net
Mona Stockhecke, (c) photorun.net