26. September 2016 | Marathon-News

Arne Gabius – Schafft er es oder schafft er es nicht?

– das ist hier die Frage. Arne Gabius hat bei seinem fulminanten Marathon-Debüt im Vorjahr (2:09:32 Stunden) in Frankfurt alle überrascht.
In diesem Jahr werden am 25. Oktober alle Blicke auf ihn gerichtet sein.

Schafft er es wirklich? Nach harten Trainingseinheiten hat er sich manchmal via Youtube die emotionalen Bilder von seinem Zieleinlauf in die Festhalle angeschaut. In diesem Jahr greift er an gleicher Stelle, auf dem roten Teppich in Frankfurts „Gudd Stubb“, nach den Sternen. „Ich gehe davon aus, dass der deutsche Rekord fallen wird“, sagt der 34-Jährige. Gabius will die Uralt-Bestmarke des Dresdners Jörg Peter aus dem Jahr 1988 knacken. Dafür muss er 45 Sekunden schneller laufen als im Vorjahr. Gabius spricht sogar davon, eine Zeit zwischen 2:07 und 2:08 anzupeilen – gute äußere Bedingungen vorausgesetzt. Damit würde er den deutschen Langstreckenlauf endgültig in neue Sphären katapultieren.
Die Organisatoren des ältesten deutschen Citymarathons verschaffen ihm beste Bedingungen für die Verwirklichung des Plans. So haben sie ein Elitefeld zusammengestellt, in dem Gabius in der ersten Gruppe laufen kann. Es wird eine Halbmarathonzeit von 63:30 Minuten angestrebt. Bis Kilometer 30 soll es, so der Plan der Frankfurter, ein ruhiges, von Tempomachern eingehegtes Rennen werden. „Nach hinten heraus verspricht es dann  ein schnelles, ein interessantes, einfach ein tolles Rennen zu werden“, sagt Gabius. Und wer weiß, vielleicht kann der Wahl-Stuttgarter ja sogar den Frankfurt Marathon gewinnen. Der Sieg bei den Deutschen Meisterschaften, die in diesem Jahr im Rahmen des Laufklassikers am Main stattfinden, wird ihm ohnehin kaum zu nehmen sein. Im vergangenen Jahr hatte Gabius, der für den LT Haspa Marathon Hamburg startet, nach den ersten neun Wochen Marathontraining seiner Laufbahn überhaupt eine Zeit zwischen 2:10 und 2:12 angekündigt. Für ihn sei es eine „vorsichtige Prognose“ gewesen, erzählt er. In der seit vielen Jahren darbenden deutschen Männerszene wirkte es zunächst wie die Ansage eines Größenwahnsinnigen. Nach seinem fantastischen Rennen hätten dann viele Leute ihn dazu gedrängt, den Bahnrennen, seiner eigentlichen Profession, Knall auf Fall adieu zu sagen und sofort und ausschließlich sein Heil auf der Straße zu suchen. Doch Gabius war noch nicht so weit. Er benötigte noch seine „Abschiedssaison von der Bahn“, wie er sagt, jenem Stadionoval, in dem er sich als Leistungssportler 20 Jahre tummelte. Anfang des Jahres holte er sich noch den deutschen Rekord über 5000 Meter in der Halle in 13:27,53 Minuten. Und er schaffte die Qualifikation für das WM-Rennen über 10000 Meter in Peking. Da war sie, die Gelegenheit, die Bahnkarriere auf der größtmöglichen Bühne würdig zu beenden, die Spikes für immer an den Nagel zu hängen. Gabius, der ein abgeschlossenes Medizin-Studium vorweisen kann,  erreichte in Peking dann einen guten 17. Platz. Schon in den Wochen zuvor war er im Marathontraining mit Blick auf Frankfurt, legte für die WM nur eine dreiwöchige Pause davon ein und freute sich anschließend „auf das Abenteuer Straße, in das ich mich jetzt voll stürzen werde“. Mit Trainingstagen mit einer Intensität, die bei Ottonormalläufern schon den Schädel brummen lässt: 3 x 10 Kilometer in jeweils unter 30 Minuten zum Beispiel, oder eine Überdistanz von 45 Kilometern in Intervallen. Der italienische Trainer-Guru, nach dessen Plänen die halbe Weltelite de Männer und Frauen trainiert, hat sich auch Gabius‘ Fortkommen in der Marathonwelt angenommen. In manchen Wochen kam Gabius, der sein Training und vor allem seine Ernährung akribisch plant, auf bis zu 260 Kilometer. Dabei treibt der gebürtige Hamburger seinen Fettstoffwechsel zu Höchstleistungen. Den Frankfurt Marathon 2014, sagt der Athlet, habe er mit „zehn Schluck Wasser und drei Schluck Cola“ bewältigt. Kartoffeln, Nudeln und Reis hat er, der sich seit 20 Jahren vegetarisch ernährt, von seinem Speiseplan verbannt. Beharrlich hat er seinen Körper gelehrt, „Kohlenhydrate als etwas Besonderes zu erachte“, sagt Gabius. Am Start vor dem Messturm werde er „wie ein vollgetanktes Formel-eins-Auto“ stehen, dann immer leichter und schneller werden und dann „hoffentlich mit dem letzten Tropfen Sprit in die Festhalle einlaufen“. Die Belohnung folgt hoffentlich im Ziel auf dem roten Teppich – aber spätestens im anschließenden Urlaub auf Hawaii, wo er und seine Verlobte in aller Stille und Abgeschiedenheit heiraten wollen.

Arne Gabius