26. September 2016 | Marathon-News

Inspiriert von Haile Gebrselassie will Tsegaye Mekonnen in Frankfurt den äthiopischen Rekord brechen

Kein anderer als Haile Gebrselassie hat seinem jungen Landsmann Tsegaye Mekonnen geraten, den äthiopischen Rekord beim BMW Frankfurt-Marathon anzugreifen. Der 19-jährige Marathon-Shootingstar, der im Januar den Dubai-Marathon mit einem inoffiziellen Junioren-Weltrekord von 2:04:32 Stunden gewann, will am Sonntag seine persönliche Bestzeit unterbieten und hat auch ein zweites Zeitziel im Kopf: den äthiopischen Rekord, den Haile Gebrselassie 2008 mit 2:03:59 Stunden in Berlin aufstellte. Damals war diese Zeit auch ein Weltrekord.

Während Mekonnen hofft, als erster nicht-kenianischer Läufer seit 2001 den BMW Frankfurt-Marathon zu gewinnen, ist es durchaus möglich, dass es beim ältesten deutschen Stadtmarathon zum ersten Mal einen äthiopischen Doppelsieg gibt. Denn Aberu Kebede und Meselech Melkamu gehören zu den Topfavoritinnen – und beide sind ebenso zuversichtlich wie Mekonnen.

Locker und optimistisch sprach Tsegaye Mekonnen in Frankfurt mit einer Gruppe von Journalisten. Nach seinem Sensationssieg von Dubai war er nur knapp drei Monate später in London seinen zweiten Marathon gelaufen. In dem hochklassig besetzten Rennen belegte Mekonnen Rang fünf in 2:08:06. In der britischen Metropole traf er zum ersten Mal sein Idol, Haile Gebrselassie. Der Superstar empfahl ihm, nicht nach Berlin sondern nach Frankfurt zu gehen, um eine schnelle Zeit zu laufen. „Haile sagte mir, dass Wilson Kipsang in Frankfurt zwei große Rennen gelaufen ist“, erzählte Mekonnen. Kipsang gewann 2010 mit 2:04:57 Stunden und steigerte sich ein Jahr später am Main auf 2:03:42. „Haile erklärte mir, dass es nach der 30-km-Marke in Frankfurt einfacher sei als in Berlin“, sagte Mekonnen.

Der schnellste Marathon-Teenager der Welt will am Sonntag vor allem seine Bestzeit knacken. Dies wäre ein Junioren-Weltrekord. Obwohl der internationale Leichtathletik-Verband für Junioren keine Marathon-Bestzeiten anerkennt, werden sie international gelistet. „Ich möchte mindestens einen persönlichen Rekord erreichen. Aber ich wäre natürlich sehr stolz, wenn ich Haile Gebrselassies äthiopischen Rekord unterbieten könnte. Ich fühle mich stärker als vor dem Dubai-Marathon. Ich glaube, am Sonntag ist etwas möglich für mich“, sagte Mekonnen.

Der Grund für seine gute Form hängt auch mit seinem Erfolg in Dubai zusammen, wo er ein Sieggeld von 200.000 US-Dollar verdiente – das höchste, das es im Marathon zu gewinnen gibt. „Der Sieg in Dubai hat mein Leben verändert. Ich konnte ein Haus in Addis Abeba kaufen, ein Auto, um zu den Trainingsgebieten zu fahren, und ich habe die Schule abgebrochen, um mich vollkommen auf das Laufen zu konzentrieren. Es ist jetzt ein ganz anderes Leben für mich.“

Beim Training in der Nähe von Addis Abeba trifft Tsegaye Mekonnen regelmäßig auch Aberu Kebede. Sie ist mit einer Bestzeit von 2:20:30 Stunden die schnellste Frau auf der Frankfurter Startliste. „Ich glaube, dass Aberu zurzeit die stärkste äthiopische Marathonläuferin ist, und ich traue ihr am Sonntag einiges zu“, sagte Tsegaye Mekonnen. „Ich habe lange überlegt, ob ich in Berlin oder in Frankfurt laufen soll – dann habe ich mich für Frankfurt entschieden“, sagte Kebede, die ihren persönlichen Rekord bei ihrem zweiten Berlin-Sieg 2012 aufstellte. Ihre Trainingspartnerinnen Tirfi Tsegaye und Feyse Tadese belegten vor einem Monat in Berlin die Ränge eins und zwei. Tsegaye lief dabei mit 2:20:18 Stunden eine Jahresweltbestzeit, Tadese folgte nur neun Sekunden hinter ihr. Es heißt jedoch von den Trainern in Äthiopien, dass Kebede im Training noch stärker war als diese beiden.

Mein Ziel ist es, eine persönliche Bestzeit zu laufen“, sagte Kebede. „Ich glaube, es ist sogar möglich unter 2:20 zu rennen, wenn die Wetterbedingungen gut sind.“ Mit Meselech Melkamu gibt es eine weitere äthiopische Weltklasseläuferin im Feld. „Wir werden zusammenarbeiten, um eine schnelle Zeit zu erreichen“, sagte Kebede.

Melkamu ist die Frankfurter Streckenrekordlerin, die 2012 bei ihrem Debüt am Main erstaunliche 2:21:01 Stunden erreichte. „Vor zwei Jahren war es sehr kalt hier. Wenn die Bedingungen gut sind, möchte ich eine persönliche Bestzeit laufen“, sagte Melkamu, die ihre Haare am Sonnabend noch goldfarben tönen wird. Mit dieser Haarfarbe war sie vor zwei Jahren zum Sieg gestürmt. „Ursprünglich war es mein Plan, in Dubai im Januar Marathon zu laufen. Aber meine Form war so gut, dass ich entschied, noch im Herbst zu rennen und nach Frankfurt zurückzukehren“, sagte Meselech Melkamu.

Text: race-news-service.com

Foto: photorun.net

Christoph Kopp, in Frankfurt zuständig für das Elitefeld, vergibt die Startnummern 7 stets an Athleten, denen er etwas besonderes zutraut. Am Sonntag tragen Tsegaye Mekonnen und Meselech Melkamu diese Nummern. Foto: www.photorun.net