Türkische Doppelsiege gab es bei den Crosslauf-Europameisterschaften, die bei sehr guten Wetterbedingungen im italienischen Chia auf Sardinien stattfanden. Bei den Männern siegte Aras Kaya vor Polat Kemboi Arikan, bei den Frauen gewann Yasemin Can vor Meryem Akda. Alle vier stammen aus Kenia. Während im Rennen der unter 20-jährigen Juniorinnen Konstanze Klosterhalfen ihren Titel souverän verteidigte, gab es für den Deutschen Leichtathletik-Verband überraschend eine zweite Einzelmedaille im Lauf der unter 23-Jährigen: Hier wurde Anna Gehring Zweite. Zum zweiten Mal in Folge fehlten die russischen Läufer bei diesen Titelkämpfen aufgrund der Sperre ihres Verbandes in der Folge des Dopingskandals.
Auf einem flachen Kurs mit lediglich einigen kleinen Hindernissen waren es überraschend die britischen Läufer, die im Männerrennen über 10,15 km von Beginn an für ein hohes Tempo sorgten. Neben Andrew Butchart war es Callum Hawkins, der die kenianischen Türken Kaya und Arikan herausforderte. Hawkins hatte bereits mit seinem neunten Rang beim olympischen Marathon in Rio für Aufsehen gesorgt. Erst nach rund zwei Dritteln der Strecke gelang es dem türkischen Duo, den Briten abzuschütteln. Überraschend setzte sich dann am Ende der 22-jährige Aras Kaya, der bei der EM im vergangenen Sommer Silber über 3.000 m Hindernis gewonnen hatte, in schnellen 27:39 Minuten vor Arikan (27:42), Hawkins (27:49) und Butchart (28:01) durch. Der Sieger ist nicht verwandt mit dem türkisch-kenianischen Titelverteidiger Ali Kaya, der nicht am Start war und auch nicht im Rennen der unter 23-Jährigen lief, für das er eigentlich gemeldet war. Überraschend gewannen die Briten die Teamwertung vor Spanien und der Türkei. Für den einzigen deutschen Starter im Männerrennen, Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), lief es nicht wie erhofft. Nach Rang 19 im vergangenen Jahr musste er sich dieses Mal mit Platz 39 in 29:49 zufrieden geben.
Im Rennen der Frauen über 8,15 km setzten sich die Türkinnen Yasemin Can und Meryem Akda frühzeitig deutlich vom Feld ab. Am Ende erwies sich die Favoritin als nicht zu schlagen: Yasemin Can, die im Sommer bereits die EM-Titel über 5.000 und 10.000 m gewonnen hatte, siegte nun auch im Cross. Am Tag ihres 20. Geburtstages gewann sie in 24:46 Minuten mit genau zehn Sekunden Vorsprung vor Meryem Akda. Im Kampf um Platz drei setzte sich wie im Vorjahr Karoline Grovdal (Norwegen/25:26) durch. Eine starke Leistung zeigte Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) mit Rang 20 in 26:33. Nicht wie erwartet lief das Debüt der früher für Großbritannien startenden Julia Bleasdale (LT Haspa Marathon Hamburg). Sie kam nicht über Platz 30 in 26:53 hinaus. Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg/26:59) folgte auf Rang 35, Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg/27:06) belegte Platz 42. Für das Team bedeutete dies Rang sieben.
Wie im vergangenen Jahr hatte Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) für einen perfekten deutschen Auftakt bei der Cross-EM gesorgt. Die 19-Jährige dominierte das Rennen der unter 20-Jährigen und lief durchweg an der Spitze. Nach etwa der Hälfte der Strecke setzte sie sich deutlich ab und hatte am Ende mit einer Siegzeit von 12:26 Minuten über die 4,15-km-Strecke einen großen Vorsprung vor der Dänin Anna Emilie Moller (12:43) und der Britin Harriet Knowles-Jones (12:52). Nur um eine Sekunde verpasste dahinter Alina Reh (SSV Ulm) mit 12:53 die Bronzemedaille, die sie noch vor einem Jahr gewonnen hatte. Doch auch für Alina Reh gab es am Ende einen Platz auf dem Podest: In der Teamwertung belegten die deutschen Juniorinnen Rang zwei hinter den traditionell starken Britinnen. Bronze ging hier an die Niederlande. Vor einem Jahr hatten die deutschen Juniorinnen sogar die Teamwertung gewonnen.
„Ich wollte mein eigenes Rennen laufen und die Konkurrentinnen auf Abstand halten. Ich wollte die Saison unbedingt so gut wie möglich beenden, daher war es es mental schwieriger hier zu gewinnen als vor einem Jahr“, sagte Konstanze Klosterhalfen, die im nächsten Jahr bei diesen Titelkämpfen im Rennen der unter 23-Jährigen starten könnte. Im vergangenen Sommer hatte sie mit der Olympia-Qualifikation über 1500 m überrascht und über 3000 m bei den Junioren-Weltmeisterschaften Bronze gewonnen.
Eine überraschende Silbermedaille gab es im Rennen der unter 23-Jährigen über 6,15 km für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Hinter der Polin Sofia Ennaoui, die in 19:21 Minuten Europameisterin wurde, folgte Anna Gehring (SC Itzehoe) in 19:24 auf Platz zwei. Bronze gewann Alice Wright (Großbritannien/19:42). Mit der sechstplatzierten Caterina Granz (LG Nord Berlin/19:50) und Carolin Kirtzel (LG Wedel-Pinneberg/19:54), die Rang neun belegte, platzierten sich zwei weitere deutsche Läuferinnen unter den Top Ten. Das machte sich auch in der Teamwertung bemerkbar: Hinter Großbritannien und vor Italien gewannen die deutschen Läuferinnen die Silbermedaille. „Es war mein Ziel, einen Platz unter den Top Ten zu erreichen, daher überrascht mich mein Resultat. Ich hatte in der Vergangenheit ein paar Verletzungen, daher freue ich mich, dass es jetzt in der Cross-Saison so gut für mich läuft. Ich bin froh, dass ich am Ende genug Kraft hatte, um einen Platz auf dem Podium zu erreichen“, sagte Anna Gehring, die teilweise in der Endphase sogar in Führung lag, dann aber Sofia Ennaoui vorbeiziehen lassen musste.
Im Rennen der unter 23-jährigen Männer gewann über 8,15 km der aus Kenia stammende Belgier Isaac Kimeli in 22:48 Minuten vor Carlos Mayo (Spanien/22:53) und Yemaneberhan Crippa (Italien/22:54). Als Vierter verpasste Amanal Petros (SV Brackwede) in 23:01 die Bronzemedaille knapp, die er vor einem Jahr noch gewonnen hatte. Das Juniorenrennen über 6,15 km hatte Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) in 17:06 Minuten vor Yohanes Chiappinelli (Italien/17:14) und Mahamed Mahamed (Großbritannien/17:16) gewonnen. Hier war Marvin Heinrich (Neuköllner SF Berlin) auf Rang 24 in 17:53 der beste deutsche Läufer.
Text: race-news-service.com
Fotos: photorun.net