30. November 2017 | Marathon-News

„Ein grandioses Gefühl“

Wer es nicht glaubt, muss das hier lesen: Hassan Kurt ist im Oktober fünf Marathons gelaufen – rückwärts.

 

Wenn Hassan Kurt Marathon läuft, dann sorgt er für Aufsehen im Teilnehmerfeld. Der 47-jährige Kurde ist passionierter Rückwärtsläufer. Hassan lebt sein Motto „Du kannst mehr als Du denkst“ in vollen Zügen. Als Retro-Runner begeistert er die Leute, was ihm wiederum Kraft gab– für einen herbstlichen Kraftakt sondergleichen. Der Eschborner Taxiunternehmer hat sich vorgenommen, an allen fünf Oktober-Sonntagen einen Marathon rückwärts zu rennen – mit seinem „Heimspiel“ beim Mainova Frankfurt Marathon als krönendem Abschluss. Wir haben Hassan gebeten, über seinen erfolgreichen Rückwärts-Ritt durch fünf Städte zu berichten:

Der Mainova Frankfurt Marathon 2017 war für mich ein ganz besonderer Höhepunkt als Extremsportler und Rückwärtsläufer: Er war mein letzter Lauf und das Finale meines hochgesteckten Ziels, fünf Marathons in 29 Tagen rückwärts zu bewältigen.
1. Oktober, Köln: Der erste Lauf und Beginn der Serie strapazierte meine Nerven und ich benötigte anstrengende 5:22 Stunden. Aber die Rheinländer mit ihrer sympathischen, offenen Art und ihrer Begeisterung haben mir sehr geholfen.
8. Oktober, München: Diesen Lauf absolvierte ich problemlos in 5:24 Stunden. Die Organisation war gut und die Atmosphäre in der bayrischen Hauptstadt sehr sympathisch bei frischer Luft und kühlen Temperaturen.
15. Oktober, Amsterdam: Die schwerste Hürde war, mich mit 50.000 Läufern bei erstaunlich warmen Wetter durch die engen Gassen zu quetschen. Von Kilometer 21 an wurde es mental schwierig, durchzuhalten. Ich benötigte mit 6:02 Stunden deutlich länger als gewohnt.
22. Oktober, Dresden: Die Organisation und der Ablauf waren ohne Schnörkel, aber meine Knochen waren schon müde. Mit Blick auf Frankfurt schaffte ich den Lauf in 5:39 Stunden.
29. Oktober, Frankfurt: Das grandiose Finale meiner Rückwärtslauf-Reise. Nach all den vorherigen Strapazen waren die letzten 42,195 Kilometer kein Selbstläufer. Aber die Begeisterung der Zuschauer, unter ihnen auch viele meiner Freunde und Familie, die trotz des saukalten Wetters an der Strecke waren und die den vielen tausend Läufern, aber auch mir als einzigem Rückwärtsläufer im Besonderen zujubelten, war fantastisch und hat mich die letzten Kilometer getragen.
Auf dem roten Teppich in die Festhalle einzulaufen, war ein außerordentlich bewegendes und großartiges Finale und erfüllte mich mit unbändiger Freude.
Die Atmosphäre in der Halle war auch bei meinem Zieleinlauf nach 5:36 Stunden noch ganz hervorragend und zeigt auch die große Wertschätzung, die uns Läufern entgegengebracht wurde. Ich betrachte es als große Ehre und Anerkennung, wenn man bedenkt, welche überragenden Athleten hier in der Festhalle schon Sportgeschichte geschrieben haben – Muhammad Ali war einer von ihnen, er ist mein großes Vorbild. Und nun laufe auch ich in Frankfurts „Gudd Stubb“ ein: rückwärts. Ich bin noch immer überwältigt von allen Eindrücken am Rande der Strecke und in der Halle. Vor allem bin ich überglücklich, fünf Marathons in 29 Tagen geschafft zu haben. Sieht man vom unangenehmen Wetter ab, war die ganze Organisation großartig. Ich bin in den letzten acht Jahren in Frankfurt in jedem Jahr Marathon gelaufen: Fünf vorwärts und die letzten drei rückwärts. In diesem Jahr war der Lauf unübertrefflich. Ein grandioses Gefühl.