31. August 2017 | Marathon-News

Marathongirl Vera Klauer: Sie hat den Flow

Die Sätze klingen ihr immer noch in den Ohren: Vera, Du bist doch verrückt, Vera, das schaffst Du nie. Das war im Spätsommer 2016. Vera Klauer (30) hatte sich gerade aus einer tiefen Lebenskrise befreit, sich aufgerappelt und einen Halbmarathon gefinished. Gleich am nächsten Morgen meldete sie sich im Hochgefühl der bewältigten Halbdistanz für den Mainova Frankfurt Marathon an, obwohl ihr nur noch sechs Wochen Vorbereitungszeit blieben. „Ich nutze jede freie Minute zum Laufen. Der Tag der Tage kam und es war einer der schönsten Tage meines Lebens. Ich lief mit einem Lächeln im Gesicht durch unser wunderschönes Frankfurt und nicht eine Sekunde zweifelte ich an mir“, erzählt Vera. Der Einlauf in die Festhalle werde für sie unvergesslich bleiben. „Dieser Moment hat mir gezeigt, dass ich mich auf mich verlassen kann und alles erreichen kann, wenn ich es möchte.“ Das Laufen an sich und das Erlebnis des Laufklassikers am Main in 4:31:18 Stunden hat die Frankfurterin jedenfalls nicht nur als Athletin neuen Mut schöpfen und neuen Glauben an sich selbst gewinnen lassen. Auch beruflich, sagt sie, die in einer Männerdomäne tätig ist, habe sie viel Selbstbewusstsein getankt. Im Jahr 2017 hat die Dreißigjährige buchstäblich den Flow. Nach Düsseldorf und Mannheim im Frühjahr wird sie vor dem Heimspiel beim Mainova Frankfurt Marathon noch in Köln über 42,195 Kilometer an den Start gehen. Auf eine stattliche Trainingsleistung von 60 bis 70 Kilometern je Woche bringt sie es derzeit in der Vorbereitung. „Was mich immer wieder ärgert sind anzügliche Sprüche hinterhergerufen zu bekommen sowie Respektlosigkeit gegenüber Frauen, die wie ich, zumeist alleine laufen“, sagt Vera. Die Auswahl ihrer Laufoutfits zelebriert sie regelrecht. Visor und High-Socks sind farblich stets aufeinander abgestimmt. Und das Outfit für den nächsten Marathon liegt schon wochenlang vorher gut sichtbar auf einer Bank in ihrem heimischen Flur – so ist und bleibt der nächste große Tag immer präsent. Vera kann den 29. Oktober kaum erwarten, zumal sie für sich eine ausgiebige Belohnungskultur pflegt. Nach langen Trainingsläufen, wenn sie sich ein Wellness-Programm mit Badewanne, Haar-Treatment, Gesichtsmaske und Co gönnt. Und natürlich nach bewältigten Marathons. „Zuletzt war es eine Handtasche“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Da ich allein in diesem Jahr vier Marathons laufe, wird es langsam richtig teuer.“

Marathongirl Vera Klauer, sie war bereits Finisherin 2016